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Bern und Berlin verhandeln einen Gas-Solidaritätsvertrag

by Rafael Simon

Die Schweiz und Deutschland wollen sich bei Energiekrisen wie der in der Ukraine gegenseitig helfen. Sie werden eine Solidaritätsvereinbarung für Notfälle aushandeln. Auch der deutsche Vizekanzler Robert Habeck wird sich in Brüssel mit Schweizer Gedanken zur EU auseinandersetzen.

«Wir können nicht wissen, wie lange es dauern wird», bis die Solidaritätsvereinbarung zustande kommt, sagte Bundesrätin Simonetta Sommaruga am Sonntagabend gegenüber Reportern nach ihrem Treffen mit ihrem deutschen Amtskollegen am Rande des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos (G). „Aber es gibt den Willen“ für eine pragmatische Lösung.

Für eine solche Vereinbarung bestehen in der Schweiz rechtliche Voraussetzungen. Die Schweiz ist derzeit zu rund 40% auf russisches Gas für Haushalte angewiesen, insbesondere durch die Lieferung aus Deutschland. Der Bundesrat sagte diese Woche, er wolle ab dem kommenden Winter mit Ländern wie Frankreich, Deutschland, Italien und den Niederlanden alternative Reserven zu russischem Gas stärken.

Allerdings hat Deutschland, das stark von russischem Gas abhängig ist, gerade eine große Partnerschaft mit Katar unterzeichnet. Ein Teil dieses Geräts sieht vor, Flüssiggas kaufen zu können. „Schweizer Unternehmen können sich für den Beitritt bewerben“, sagt Habeck. Ihm zufolge ist es in einem angespannten Umfeld, insbesondere nach dem Brexit, notwendig, zu wissen, wie man sich zwischen befreundeten Ländern gegenseitig hilft.

Generell haben die beiden Länder aufgrund starker Schwankungen der Strompreise jeweils einen Rettungsmechanismus eingerichtet. Frau Sommaruga betonte, dass die Schweiz in die Arbeit zu diesem Thema zwischen den europäischen Ländern einbezogen werden sollte. Das Land könne seinem Nachbarn bei Versorgungsproblemen eine Lösung anbieten, so sie und ihr ebenfalls anwesender Kollege Guy Parmelin.

Schweiz-EU

Die beiden Länder wollen auch die Sackgasse zwischen der Schweiz und der EU vorantreiben. Habeck wird nächste Woche mit dem EU-Kommissar für Institutionen, Maros Sefcovic, zusammentreffen. Er versprach, „konkrete Vorschläge“ zu machen, um erhebliche wirtschaftliche Folgen zu vermeiden.

„Die Situation auf unserer Seite bleibt unbefriedigend“, sagte Parmelin. Vor allem wegen der Auswirkungen auf Fragen, die nicht mit dem Marktzugang zusammenhängen, wiederum seiner Meinung nach. Und ganz zu schweigen von den Medizintechnologien, aber insbesondere auch dem Forschungsgerät Horizon.

Eine Situation, die auch dem deutschen Minister nicht gefällt, der jedoch die Vorschläge, die er nach Brüssel übertragen würde, nicht verriet. Er sieht es aber „im Interesse“ beider Parteien, eine Systematisierung der rund 120 bestehenden bilateralen Abkommen zu erreichen oder ein Rahmenabkommen zu erreichen. Auf Schweizer Seite glauben die Bundesräte, dass ihre Erklärungen vom deutschen Minister gehört wurden.

Die Europäische Kommission hat kürzlich einen Fragenkatalog an die Schweiz gesandt, auf den sie Antworten erwartet, um die Diskussionen voranzubringen. Symptomatisch für diese ungewisse Situation ist entgegen dem üblichen Vorgehen in Davos derzeit kein Treffen zwischen Bundespräsidentin und EU-Exekutivpräsidentin Ursula von der Leyen geplant.

Munition Abweichungen

Doch auch zwischen Bern und Berlin läuft nicht alles rund. Die Bundesregierung möchte Schweizer Munition, die sie aus der Ukraine gekauft hat, verschiffen können, ein Ansatz, der am Sonntagabend vom Wirtschafts- und Energieminister wiederholt wurde. Dieses Szenario hatte vor einigen Wochen für eine Kontroverse zwischen den beiden Ländern gesorgt.

„Ich habe ihn daran erinnert, was das Gesetz in der Schweiz ist“ und die Anforderungen im Zusammenhang mit der Neutralität, sagte der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (DEFR). Unter Hinweis auf eine „sehr offene Diskussion“ fügte er hinzu, dass sich der Bundesrat mit diesem Thema befassen werde, sobald es von Berlin übernommen werde. Eine Anfrage, die schnell ankommen müsse, ergänzt der Bundesrat.

Vor dem Gespräch mit Habeck hatte sich Sommaruga mit Chinas Klimabeauftragter Xie Zhenhua getroffen. Ein ‚Fix‘, gab eine Quelle auf Schweizer Seite gegenüber Keystone-ATS zu. Der Schweiz missfiel das Manöver dieses Landes, das Abkommen an der COP26 zu verwässern.

In Davos hatten die beiden Beamten ein breites Lächeln. Frau Sommaruga sprach auch mit dem indonesischen Energieminister Arifin Tasrif. A priori sind keine Treffen mehr geplant, während Herr Parmelin diese bis Dienstag am Bahnhof Graubünden vervielfachen wird.

/ATS

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