Aufgrund starker Preissteigerungen auf den Energiemärkten hat der Bundesrat in einer ausserordentlichen Sitzung entschieden, Axpo einen Rahmenkredit von CHF 4 Mrd. zu gewähren. Um Liquiditätsengpässe bei der Axpo zu vermeiden, hat die Regierung beschlossen, den Rettungsplan aufgrund einer Notstandsverordnung zu aktivieren und der Gesellschaft die noch nicht in Anspruch genommene Kreditlinie einzuräumen.
Laut Energieministerin Simonetta Sommaruga, die morgens als erstes vor den Medien erschien, um diese Entscheidung zu erläutern, „haben wir in Europa Energiemangel, da Russland seine Gaslieferungen reduziert hat“. Paradoxerweise erzielen die in diesem Sektor tätigen Unternehmen zwar Gewinne, aber die Situation großer Unsicherheit zwingt sie dazu, immer wichtigere Liquiditätsgarantien zu haben, was zu Engpässen führen kann.
Die Pressekonferenz am Dienstagmorgen zur Skizzierung der Entscheidung (Keystone)
Deshalb habe der grosse Stromkonzern Ende letzter Woche das Gesuch um vorübergehende Unterstützung beim Bundesrat eingereicht, erklärte das Bundesamt für Energie (BFE) in einer Mitteilung vom Dienstag. Die Regierung hat positiv reagiert, um die Energieversorgung der Schweiz nicht zu gefährden.
„Axpo ist ein systemrelevantes Energieunternehmen für die Schweiz“, so das BFE. Der Bundesrat stützte sich bei seiner Entscheidung auf die Bestimmungen des Bundesgesetzes über die subventionierten Wirtschaftsförderungen zur Rettung von Elektrizitätsunternehmen.
Der Bundesrat stützte sich auf die Modalitäten des Notbundesgesetzes über die subsidiären Finanzhilfen zur Rettung von Unternehmen der Elektrizitätswirtschaft, das der Verband im Mai dem Parlament übersandte und das der Ständerat im Juni bestätigte. Da der Nationalrat noch nicht entschieden hat, stützt sich der Bund auf eine Notverordnung. Das Parlament betonte in der Debatte über den Rettungsplan, dass der Bundesrat notfalls das Notstandsrecht anwenden muss.
Die Kreditlinie ist an strenge Auflagen geknüpft, wie die Bundesbehörden mitteilen: „Zum Beispiel gilt ein Ausschüttungsverbot bis zur vollständigen Begleichung des Darlehens samt Zinsen. Während dieser Zeit dürfen Axpo und die Konzerngesellschaften keine Vermögenswerte verkaufen oder Restrukturierungen vornehmen, die die Rückzahlung des Darlehens oder der Garantien gefährden könnten. Axpo ist zudem verpflichtet, den Kontrolldiensten des Bundes, der ElCom und der Eidgenössischen Finanzkontrolle die notwendigen Informationen und Unterlagen zur Verfügung zu stellen», heisst es in der Mitteilung des BFE.
Gemäss Notwendigkeitsverordnung (und das Gesetz ist noch Gegenstand parlamentarischer Beratungen) müssen ab Aktivierung des Rettungsplans alle systemrelevanten Unternehmen im Strombereich (Alpiq, Axpo und BKW) eine jährliche Pauschale von 15 – 20 Millionen für die Bereitstellung des Rettungsplans.
Auch Alpiq zufrieden
Die Energiegruppe Alpiq begrüsst die Aktivierung der Energierettung durch den Bundesrat. Bei der Aktivierung wird Alpiq automatisch mit sofortiger Wirkung am Schutzschild befestigt. „Alpiq wird weiterhin alles daran setzen, nicht auf Bundeshilfen zurückgreifen zu müssen“, heißt es in einer heute Morgen veröffentlichten Mitteilung. Der finanzielle Handlungsspielraum des Unternehmens wurde durch umfassende operative Maßnahmen im Energiebereich sowie durch zusätzliche Finanzierungen an den Kredit- und Kapitalmärkten gestärkt. Alpiq unternehme alles, um den nötigen Handlungsspielraum zu wahren, heisst es in der Mitteilung.
Mehr Kritik BKW: «Wir werden den Fonds nicht verwenden»
Andererseits bleibt die BKW kritisch gegenüber dem Rettungspaket für systemrelevante Energieunternehmen. Die Position der Berner Gruppe habe sich nicht geändert, sagte CFO Ronald Trächsel heute an einer Pressekonferenz. „Wir halten den Rettungsfonds nicht für das richtige Instrument.“ Auf staatliche Hilfen muss die BKW laut Trächsel nicht zurückgreifen. Die Liquidität des Unternehmens belief sich Ende Juni 2022 auf fast eine Milliarde Franken. Angesichts der Turbulenzen an den Energiemärkten seien die Risiken im Handelsgeschäft eingedämmt worden, sagte Trächsel. „Wir passen unser Verhalten dem Risiko an.“
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