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Zürich, diese Festplatten in den falschen Händen – RSI Schweizer Radio und Fernsehen

by Christoph Ludwig

Der Fall alter Computerfestplatten des kantonalen Justizdepartements, die in Drogenringe und rote Ampeln gelandet sind, erschüttert die politischen Nachrichten in Zürich. Im Parlament gibt es Leute, die eine Untersuchungskommission fordern und mit dem Finger auf die aktuelle Ressortchefin, die Sozialistin Jacqueline Fehr, zeigen. Fehr, der heute Morgen der Presse seine Version der Ereignisse vorgestellt hat.

TG 20 am Dienstag 06.12.2022

RSI Radio News hat diese Geschichte rekonstruiert: Alles begann mit einer Rede vor dem Großen Rat letzte Woche; Valentin Landmann, UDC-Stellvertreter und renommierter Anwalt in roten Kreisen, bittet um Klärung der sensiblen Daten, die in die Hände eines seiner Klienten gelangten, der jetzt wegen Drogenproblemen strafrechtlich verfolgt wird. Das sind psychiatrische Gutachten, Gerichtsdokumente, Adressen oder Telefonnummern von Staatsanwälten und Richtern, kurzum heißes Material.

Aber wie hatte er sie bekommen? Direkt vom Justizministerium, das seinem Bruder zwischen 2006 und 2012 alte Festplatten und Computer zur Entsorgung anvertraut hatte. Offensichtlich ohne sicherzustellen, dass alle Inhalte gelöscht oder zerstört wurden.

Und damit kommen wir zum Dienstagmorgen.

Unprofessionell, fahrlässig, vielleicht strafrechtlich relevant, auf jeden Fall inakzeptabel: Mit Adjektivfluten verurteilt die sozialistische Staatsrätin Jacqueline Fehr diese Vorkommnisse, distanziert sich aber auch davon. Alles geht auf die Jahre vor seinem Eintritt in die Regierung zurück. Und nach den von Fehr vorgelegten Ergebnissen der Verwaltungsuntersuchung könnte so etwas heute nicht mehr passieren.

Inzwischen haben die bürgerlichen Parteien jedoch bereits eine parlamentarische Untersuchungskommission gefordert und scheinen entschlossen, diese Forderung im Parlament voranzutreiben: Sie wollen vor allem wissen, warum die Öffentlichkeit nicht informiert wurde. Im Viewer steckt also Jacqueline Fehr, die diese Geschichte bereits seit 2020 kannte. Doch darüber hinaus bleiben einige offene Fragen, und es ist nicht bekannt, wie viele sensible Daten in die falschen Hände geraten sind. Und heute erfuhren wir von einer weiteren peinlichen Tatsache für die Staatsrätin: 2019 waren also unter ihrer Verantwortung Papierdokumente eliminiert worden, darunter wohl auch die getroffenen Vereinbarungen zur Entsorgung alter Computer. Speziell zu diesem Punkt hat die Zürcher Staatsanwaltschaft heute Morgen mitgeteilt, dass sie in dieser Sache einen neuen Untersuchungszweig eröffnet hat. Es ist also möglich, dass es noch gerichtliche und politische Konsequenzen geben wird. Auch Zürich gerät ins Wahlkampfklima: Da im Februar Regierung und Parlament erneuert werden, hätten Jacqueline Fehr und ihre sozialistische Partei gerne auf diesen Skandal verzichtet.

RG-Olgiati/Red.MM


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