Irak und Öl, Proteste niedergeschlagen – RSI Schweizer Radio und Fernsehen

Im Jahr 2019 stuften die Vereinten Nationen den Irak als fünftgrößtes Land der Welt ein, das durch Klimawandel und Wüstenbildung gefährdet ist. Gleichzeitig ist der Irak der zweitgrößte Ölproduzent in der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und mit 145 Milliarden Barrel das fünftgrößte Land der Welt mit nachgewiesenen Rohölreserven. Im Jahr 2022 überstiegen die Öleinnahmen des Irak 115 Milliarden US-Dollar, und die Rohölproduktion macht nach Angaben des Ölministeriums etwa 90 Prozent der Wirtschaftseinnahmen des Irak aus. Die Ölförderung und -exporte stiegen nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und den daraus resultierenden Sanktionen für aus Russland exportiertes Gas.

Viel Öl, wenig Strom

Trotz seines Ölreichtums leidet der Irak mit rund 42 Millionen Einwohnern unter chronischem Strommangel. Hinzu kommt der Wassermangel. Die Klimakrise, Dürre, in der Türkei und im Iran gebaute Staudämme, Umweltverschmutzung, veraltete Anbaumethoden und Misswirtschaft sind einige der Faktoren, die die Flüsse Tigris und Euphrat sowie die mesopotamischen Sümpfe im Irak, eines der größten Feuchtgebiete der Welt, bedrohen. Hinzu kommt die Verwendung von Wasser durch Ölgesellschaften, hauptsächlich ausländische, die die Wasserinjektion als Methode zur Ölgewinnung verwenden. Zahlreiche irakische Aktivisten haben in den vergangenen Jahren versucht, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren und die Verseuchung und Wasserknappheit angeprangert. Wer spricht, auch im Irak, riskiert sein Leben. Viele Aktivisten werden bedroht, getötet, entführt oder zur Flucht ins Ausland gezwungen. Am 1. Februar wurde Jassim Al-Asadi, ein bekannter Umweltschützer der Organisation Nature Iraq und Menschenrechtsverteidiger, entführt. Dank einer internationalen Kampagne wurde die Aktivistin nach zwei Wochen freigelassen.