Daniele Zullino ist seit 2005 Leiter des Suchtdienstes der Abteilung für Psychische Gesundheit und Psychiatrie der HUG. Er verteidigt den Ansatz seiner Institution: Patienten würden ruhig in einem sehr nüchternen Krankenzimmer mit dieser ganz besonderen Therapie beginnen können .
Heidi.news: Laut Ihren Amtskollegen in Freiburg sind die von HUG und Basel favorisierten medikalisierten Führungskräfte in der Schweiz Ausnahmen in der Welt der Psychedelika-unterstützten Psychotherapien (PAP). Weil?
Daniel Zullino: Denn für das sogenannte „nicht-klinische Setting“ gibt es derzeit keine wissenschaftliche Begründung. Natürlich gibt es auch keine gegenteiligen wissenschaftlichen Daten. Um diese Frage zu beantworten, planen wir auch eine spezifische Studie zu diesem Thema.
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Wie alle Leistungen eines Universitätsklinikums orientieren sich auch alle klinischen und wissenschaftlichen Aktivitäten an den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin. Dies gilt insbesondere für den Konsum von Betäubungsmitteln wie LSD und Psilocybin in der Schweiz. Psychedelika wurden lange vor der Ära der modernen Medizin für rituelle, religiöse und nicht-religiöse Zwecke verwendet. Schon früh in der medizinischen Entwicklung dieser Produkte werden verschiedene Aspekte der „Umwelt“ (Dekor) wurden aus diesen traditionellen Anwendungen abgeleitet, manchmal in Empfehlungen aufgenommen, aber bisher wenig wissenschaftlich untersucht.
In Ermangelung wissenschaftlicher Daten, warum nicht eine einladendere Dekoration bevorzugen, wenn auch nicht zu spirituell?
Eine der größten Herausforderungen der aktuellen wissenschaftlichen Renaissance rund um die therapeutische Anwendung von Psychedelika ist die klare Abgrenzung der therapeutischen Anwendung, die einer wissenschaftlichen Validierung bedarf, und einer möglichen nicht-therapeutischen Anwendung, wie z mit Mikrodosierung) oder Freizeitkonsum, die eher eine Frage des gesellschaftlichen und politischen Konsenses sind.
Dies spiegelt sich auch in der gesetzlichen Regelung von Betäubungsmitteln wider, die klar zwischen therapeutischer und nichttherapeutischer Anwendung unterscheidet. Eine therapeutische Anwendung ist mit Ausnahmebewilligungen des BAG und im Rahmen von wissenschaftlichen Studien möglich. Die nichttherapeutische Verwendung, einschließlich der Mikrodosierung, ist nach geltendem Recht illegal. Die Regulierung der Anwendung eines Heilmittels erfordert neben der Entkriminalisierung einer Substanz weitere Überlegungen. Das erste ist – das sei noch einmal betont – eine Frage der wissenschaftlichen Evidenz und nicht des gesellschaftlichen Konsenses.
Einer seiner Kollegen in der Privatpraxis erwähnte den Wunsch von HUG, „Waldmenschen“ von klinischen PAP-Studien auszuschließen. Dieser Begriff bezieht sich auf Schamanen und andere religiöse Persönlichkeiten, die in bestimmten privaten Praktiken oder in der Unterwelt tätig sind. Warum sollten diese Personen aus dem klinischen Universum ausgeschlossen werden?
Der endgültige Entscheid liegt immer beim BAG, das jedes Gesuch äusserst sorgfältig prüft und gegebenenfalls weitere Einzelheiten verlangt oder das Gesuch ablehnt. Weltanschauung, Religion, Herkunft, Geschlecht oder andere Eigenschaften des Patienten spielen keine Rolle. Es sei auch daran erinnert, dass die HUG eine weltliche und universitäre Einrichtung ist.
Die Mitarbeiter werden aufgrund ihrer beruflichen Fähigkeiten ausgewählt und verpflichten sich, die ärztliche Ethik und die Prinzipien der Medizin auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse zu respektieren.
Die Bearbeitung in unserer Abteilung erfolgt ausschliesslich mit Bewilligung des BAG. Der Gebrauch von Arzneimitteln ohne Bewilligung des BAG, der Gebrauch von illegal erworbenen Arzneimitteln oder die Abgabe von Arzneimitteln durch nicht vom BAG ermächtigte Personen kann von HUG in keinem Fall gutgeheissen werden.
Würde sich über die Genehmigungen des OFSP hinaus eine farbenfrohere Dekoration aus dem therapeutischen Protokoll ergeben?
Die Farbe der Wände, der Möbel und der Dekoration des Raums, in dem das Experiment durchgeführt wird, sind von relativer Bedeutung, solange sie dem Patienten ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Die psychedelische Erfahrung sollte sich auch auf die Gedanken, Erinnerungen und Erfahrungen des Patienten konzentrieren und nicht übermäßig von der Weltanschauung, dem Geschmack oder den Vorurteilen des Gesundheitsteams beeinflusst werden. Aus diesem Grund ermutigen wir unsere Patienten, persönliche Gegenstände, Fotos oder andere Gegenstände mitzubringen.
Unsere Patienten haben während ihrer psychedelischen Sitzung mehrere Möglichkeiten zum Sitzen oder Liegen: Bett, Bodenmatratze, Fatboy-Matratze oder Liege.
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