Was bedeutet die Europapolitik ohne Merkel für die Schweiz?
Die sechzehnjährige Ära der Bundeskanzlerin endet am 26. September. Eine Wende in den Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU scheint ungeachtet seines Nachfolgers unwahrscheinlich.
Am 26. September finden in Deutschland Parlamentswahlen statt. Sie werden auch das Ende der sechzehnjährigen Ära von Bundeskanzlerin Angela Merkel markieren. Sein Nachfolger wird eine Führungsrolle innerhalb der Europäischen Union übernehmen. An der EU-Politik gegenüber der Schweiz dürfte dies aber wenig ändern.
Ohne Deutschland, das wirtschaftsstärkste und bevölkerungsreichste Land der EU, läuft in Brüssel nichts. Das britische Magazin „The Economist“ nannte die Bundeskanzlerin einst „Regina Angela“, „Queen Angela“.
Als ranghöchste Regierungschefin hat sie vier französische Präsidenten und acht italienische Regierungschefs gesehen, die EU durch mehrere schwierige Zeiten geführt: Finanzkrise, Euro, Flüchtlinge und Ukraine, Brexit und jetzt die Coronavirus-Krise Deuschland. als erste Macht der EU.
Fakt ist: Berlin braucht Partner. Deutschland allein erhält keine Mehrheiten. 2019 etwa scheiterte Angela Merkel daran, Manfred Weber (CDU) zum Präsidenten der neuen EU-Kommission durchzusetzen. Die Verlobungskandidatin hieß Ursula von der Leyen.
Kein Freund aus der Schweiz
Dieses Beispiel zeigt, dass ein neuer Kanzler die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU nicht einfach auf den Kopf stellen kann. Zudem kann die Schweiz von einem Kanzler wie Armin Laschet (CDU) kein Verständnis für ihre Europapolitik erwarten.
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Nach der Annahme der Initiative „gegen Masseneinwanderung“ im Jahr 2014 sagte Armin Laschet der „Rheinischen Post“, wenn die Schweiz die Freizügigkeit nicht mehr wolle, „wird sie in Zukunft auch nicht von einem erleichterten Zugang profitieren können“. in die Vereinigten Staaten“.
Darüber hinaus gibt es Gerüchte, dass Martin Selmayr, EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und Architekt der harten Linie der EU gegenüber Bern im institutionellen Rahmenabkommen, bei einem Beitritt von Armin Laschet in die Reihen aufgenommen wurde Kanzler. zum Beispiel als Berater der EU.
Die anderen Bundeskanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) haben keine politisch bedeutsamen Aussagen zur Schweiz gemacht. Aber wie Armin Laschet werden sie pro-europäisch erklärt.
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Zudem scheint keiner der drei einen besonderen Bezug zur Schweiz zu haben. Aber selbst wenn dies der Fall wäre, ist dies keine Garantie für den guten Willen. Trotz der üblichen Winterferien in Pontresina (GR) zeigte Angela Merkel keine besondere Affinität zur Schweiz.
Schockduo Berlin-Paris
Wenn Deutschland allein auf EU-Ebene kaum tragfähige Lösungen bieten kann, ist das Duo Berlin-Paris jedoch durchaus fähig, wie beim europäischen Wiederaufbaufonds von 750 Milliarden Euro nach der Pandemie. Möglich werden diese politischen Projekte durch eine inzwischen institutionalisierte Beziehung zwischen Berlin und Paris.
Daher lohnt es sich, Paris im Auge zu behalten, wenn es um die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU geht. Im Januar 2018 hat der französische Präsident Emmanuel Macron seine Position im französischsprachigen Fernsehen klar zum Ausdruck gebracht. Wenn die Schweiz am EU-Binnenmarkt teilnehmen will, muss sie drei Bedingungen erfüllen: einen finanziellen Beitrag leisten, die vier Freiheiten des freien Waren-, Personen-, Kapital- und Dienstleistungsverkehrs als eine Einheit akzeptieren und letztendlich den EU-Gerichtshof akzeptieren .
Im kommenden April finden in Frankreich jedoch Wahlen statt, und der Sieg von Emmanuel Macron ist derzeit noch lange nicht gesichert. Trotz der Macht, die das deutsch-französische Duo besitzt, muss es die Befindlichkeiten anderer EU-Staaten berücksichtigen. Zu viel Dominanz würde auf Dauer nicht akzeptiert werden.
Brüssel ist geschlossen
Wer auch immer die neue Kanzlerin oder die neue Kanzlerin in Deutschland ist, ein Kurswechsel in den Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU ist nicht zu erwarten. Dasselbe ist sicherlich bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich der Fall.
Auch wenn der neue Kanzler der Schweiz wohlgesinnt war, muss Bern seine Beziehungen zur EU und nicht zu Berlin oder Paris auflösen. Und in Brüssel hat die Europäische Kommission eine Stimme, obwohl letztlich die Mitgliedstaaten über die Strategie der EU für die Schweiz entscheiden.
Vorerst ist diese EU-Einrichtung offenbar geschlossen. Gerüchte, wonach Maros Sefcovic, Vizepräsident der Europäischen Kommission, die Schweizer Akte übernehmen würde, wollte er nicht kommentieren. Er ließ auch verlauten, dass er im Moment Wichtigeres zu tun habe, als sich mit einer neuen Strategie auseinanderzusetzen.
Daher besteht kein Zweifel, dass sich die Schweiz auf eine lange Zeit der Ungewissheit und wohl auch auf einen Status Quo einstellen muss. Im Oktober 2023 stehen in der Schweiz eidgenössische Wahlen auf dem Programm. Gut möglich, dass sich bis dahin in Bern nicht viel bewegt.
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