Der Bundesrat hat am Mittwoch entschieden, keine systematischen Kontrollen ausländischer Investitionen in der Schweiz einzuführen. Wenn sich die Wirtschaftsverbände erleichtert zeigen, ist das Spiel auf politischer Ebene noch nicht vorbei und es wird mit einem Tauziehen zwischen Regierung und Parlament – wo es eine positive Mehrheit geben könnte – um die sogenannte „Lex China“ gerechnet.
Das vielleicht auffälligste Beispiel ist der Basler Agrochemiekonzern Syngenta, der in die Hände eines chinesischen Staatsriesen gelangte, aber dann gibt es noch die Flughafendienstleistungsunternehmen SR Technics, Gategroup und Swissport, die von einem chinesischen Unternehmen übernommen wurden. Ausländische Konzerne investieren in Schweizer Unternehmen und Schweizer Know-how, eine Strategie, so der Ständerat des Zentrums Beat Rieder. „Das Risiko wächst immer mehr davon, dass andere Staaten und ausländische Konzerne die zentralen Versorgungsunternehmen der Schweiz übernehmen“, sagte er gegenüber Radio SRF.
Der Walliser Senator Beat Rieder ist der politische Vater der sogenannten „Lex China“, der das Parlament von der Notwendigkeit überzeugen kann, eine Pflicht zur Überprüfung ausländischer Investitionen einzuführen. Die Pläne wurden nun jedoch vom Bundesrat abgelehnt, der nach Anhörung von Wirtschaftsverbänden, Kantonen und politischen Parteien zum Schluss kam, dass eine Prüfungspflicht den Wirtschaftsstandort schwächen würde. Alternativ schlägt die Exekutive vor, die Kontrollen auf Fälle zu beschränken, in denen tatsächlich potenzielle Risiken bestehen, also auf Investitionen staatlich kontrollierter ausländischer Unternehmen in für die Schweiz kritischen Sektoren wie Waffen, Stromproduktion, Gesundheitsinfrastrukturen oder Telekommunikation.
Ein naiver Vorschlag, so Rieder wiederum: „In bestimmten Ländern ist diese Unterscheidung zwischen staatlichen und privaten Unternehmen nicht möglich und große Investitionen im Ausland werden immer mit dem Staat abgesprochen.“
Economiesuisse mit der Regierung: „Risiko von Gegenmassnahmen, besser im Einzelfall abwägen“
Der Dachverband der Wirtschaft Economiesuisse sieht sich wie erwähnt nicht in gleicher Weise entlastet durch den Entscheid des Bundesrates. Für Jan Atteslander, Mitglied der Geschäftsleitung, müssten die Behörden vielmehr im Einzelfall prüfen und „besonders vorsichtig sein, wenn Halbstaatliche in für die Schweiz kritischen Sektoren ins Spiel kommen.“
Im Zusammenhang mit systematischen Kontrollen könnte das Risiko von Gegenmaßnahmen bestehen: „Dies gilt für den Fall, dass private Unternehmen diskriminiert werden“, betont Atteslander, „während wir uns auf sensible Sektoren beschränken, da im Moment nicht viel passieren wird.“ Es gibt keine Versuche, diese Schweizer Unternehmen zu übernehmen.
Schliesslich geht Economiesuisse davon aus, dass die Prioritäten bei Auslandsaktivitäten woanders liegen würden, etwa bei der Bekämpfung der Cyberkriminalität und der Verteidigung des geistigen Eigentums.
Doch Staatsrat Rieder gibt nicht auf, bestärkt durch die Unterstützung, die seine „Lex China“-Idee bei linken und Mitte-Parteien gefunden hat. Daher ist es möglich, dass das Parlament erneut dem Bundesrat widerspricht.
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