Ein Genfer zählt 260 besorgniserregende Taten
Antisemitische Handlungen sind direkt auf internationale Ereignisse zurückzuführen, sei es die russische Invasion in der Ukraine oder der israelisch-palästinensische Konflikt. Lokale Nachrichten haben auch manchmal zu antisemitischen Kommentaren in den sozialen Medien geführt. Dies ist beispielsweise bei dem Tataki-Medienvideo der Fall, das Vorurteile gegenüber der jüdischen Gemeinschaft abbauen soll.
Was schließlich die Leugnung des Holocaust betrifft, zählte nur ein Genfer 260 beunruhigende Taten. Bis sich die Gerichte mit seinem Fall befassten, hatte dieser Mann von Januar bis Juli letzten Jahres Zeit gefunden, fast täglich antisemitische und den Holocaust leugnende Kommentare auf seiner Website zu veröffentlichen.
Lesen Sie auch: In den Niederlanden wurde im Haus von Anne Frank eine antisemitische Laserbotschaft entdeckt
Im Vergleich zu 2021 ist auch die Zahl der schweren antisemitischen Taten gestiegen: 23 gegenüber 7. CIDAD sieht auch einen Anstieg bei Fällen von Vandalismus und antisemitischen E-Mails. Die Koordination nahm insbesondere Kenntnis von drei antisemitischen Beleidigungen gegen das jüdische Volk in Genf und Neuenburg.
In der Deutschschweiz und im Tessin eine Steigerung um 6 %
Laut einer Studie zur deutschen, italienischen und romanischen Schweiz ist die Zahl der antisemitischen Vorfälle dort im vergangenen Jahr um 6 % gestiegen. Laut diesem am Dienstag veröffentlichten Antisemitismusbericht 2022 wurden im vergangenen Jahr online 853 (+6 %) Vorfälle erfasst. In der realen Welt stieg die Zahl der gemeldeten Vorfälle von 53 auf 57. Diese Umfrage wurde vom Schweizerischen Jüdischen Gemeindebund FSCI und der GRA-Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus durchgeführt.
Dieser Bericht weist auch auf Telegram-Nachrichten hin: Ein großer Teil der Online-Vorfälle sei auf die „Subkultur und ihre Telegram-Gruppen“ zurückzuführen, sagt er. 75 % der im Internet gemeldeten Fälle ereigneten sich über diesen Messaging-Dienst, was einen massiven Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt, als die Beteiligung im Zusammenhang mit Telegram noch bei 61 % lag. Gründe für diesen Anstieg sind zum einen die bereits in den Vorjahren kritisierte mangelnde Moderation und Sanktionierung seitens der Plattformbetreiber, zum anderen die ungebrochen starke Aktivität dieses Umfelds.
Bereits in den vergangenen Jahren kamen die Autoren zu dem Schluss, dass die Pandemie antisemitischen Verschwörungstheorien Auftrieb gegeben habe. Durch den Widerstand gegen staatliche Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus sei eine staats- und gesellschaftsfeindliche Subkultur entstanden, die von Verschwörungstheorien aller Art besessen sei. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Verbreitung von Verschwörungstheorien weiter verstärkt. „Mitglieder dieser Subkultur verbindet den Glauben an eine geheime Macht, die die Menschheit beherrschen, versklaven oder ausrotten will“, erklären die Autoren. Diese geheime Macht wird als kleine Elite mit vielen Gesichtern wahrgenommen. Schnell stellt sich eine Verbindung zu „den Juden“ her.
Experten zufolge sollten auch rechtliche Möglichkeiten zur Erkennung und Eindämmung von Hassrede in Betracht gezogen werden. Die Politik sollte über Social-Media-Plattformen, insbesondere Telegram, eingreifen, um die Verbreitung von Hassbotschaften gegen Minderheiten zu verhindern. Außerdem sollte das Parlament einem Verbot von Nazi-Symbolen zustimmen.
„Professioneller Kommunikator. Hipster-freundlicher Schöpfer. Gamer. Reiseexperte. Kaffeekenner.“