Bei einer Demonstration in Lausanne forderten Sehbehinderte am Samstag die rasche Einführung der elektronischen Stimmabgabe in der ganzen Schweiz. Die Bundestagswahl im Oktober solle die letzte ohne elektronische Stimmabgabe sein, hieß es.
Etwa sechzig Menschen versammelten sich laut Keystone-ATS am frühen Nachmittag auf dem Chauderon-Platz im Stadtzentrum unter der Leitung des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (FSA). Sie schlossen sich unter dem Motto „Blinde und Sehbehinderte fordern jetzt barrierefreie Wahlen!“ zusammen. und „Gemeinsam sehen wir besser“.
Die Teilnehmer prangerten die Ungleichheiten beim Zugang zum Wahl- und Wahlrecht an. „In der Schweiz kann die Mehrheit der fast 400.000 sehbehinderten Menschen nicht selbstständig wählen, weil sie den Stimmzettel nicht lesen oder handschriftlich ausfüllen können.“ Dann müssen sie die Hilfe eines Dritten in Anspruch nehmen, was gegen das gesetzlich garantierte Wahlgeheimnis verstößt“, erklärten mehrere Redner.
Sie argumentierten, dass sie mit der elektronischen Stimmabgabe autonom und unabhängig abstimmen und wählen könnten. „Diese Lücke diskriminiert Blinde und Sehbehinderte bei der Ausübung des aktiven und passiven Wahlrechts und schließt Hunderttausende Menschen mit Behinderungen aus“, prangert die FSA an. „Die Bundestagswahl 2023 muss die letzte sein, die Menschen mit Behinderungen ausschließt, weil sie nicht barrierefrei sind“, forderten die Demonstranten.
„Lebendige und vollständige Demokratie“
Die Demonstration erhielt die Unterstützung mehrerer anwesender Politiker, insbesondere der Nationalräte Raphaël Mahaim (Vert-es/VD) und Brigitte Crottaz (PS/VD) sowie der sozialistischen Waadtländer Abgeordneten Jean Tschopp und Genf Cyril Mizrahi.
Mahaim plädierte für eine „lebendige und vollständige Demokratie ohne Diskriminierung, die auf Vielfalt und der Beteiligung aller basiert“. „Es ist inakzeptabel, dass es im 21. Jahrhundert immer noch Hindernisse für ganze Gesellschaftsschichten gibt, die wählen dürfen (…) Die offizielle Schweiz vergisst immer noch viele Menschen“, sagte er.
Die FSA ist die nationale Unterstützungsorganisation für Sehbehinderungen. Seit 1911 unterstützt es blinde und sehbehinderte Menschen dabei, ein unabhängiges und harmonisches Leben in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft zu führen. Im Mittelpunkt stehen Beratung, Schulung und Förderung innovativer Technologien sowie Information und Öffentlichkeitsarbeit. Die FSA hat derzeit rund 4.500 Mitglieder.
/ATS

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