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Kampagne gegen sexualisierte Gewalt gegen Frauen

by Rafael Simon

Jede zweite Frau erleidet in der Schweiz sexuelle Gewalt, oft mit Langzeitfolgen. Am Donnerstag startet eine Kampagne, um die Öffentlichkeit über dieses oft als „normal“ empfundene Phänomen zu informieren und aufzuklären.

Bis zum 10. Dezember werden mehr als 150 Partnerorganisationen unter Koordination der feministischen Friedensorganisation Demonstrationen organisieren, um auf das Problem aufmerksam zu machen, teilte diese am Mittwoch mit.

Eine Studie von gfs.berne aus dem Jahr 2019 weist darauf hin, dass mindestens jede zweite Frau in der Schweiz von sexualisierter Gewalt betroffen ist, Zahlen, die „epidemiischen Dimensionen“ entsprechen, unterstreicht die Medienmitteilung.

„Verbale Belästigung und andere Verhaltensweisen, die Frauen objektivieren, bieten einen fruchtbaren Boden für schwerwiegendere Übergriffe und werden dennoch allgemein als „normal“ akzeptiert. Genau hier liegt das Problem“, erklärt Anna-Béatrice Schmaltz, Kampagnenleiterin.

Sehr wenige Verurteilungen

Sexualisierte Gewalt, die von ungewolltem Körperkontakt bis hin zu Vergewaltigung reicht, wird in allen sozialen Schichten und an den unterschiedlichsten Orten begangen: zu Hause, in Beziehungen, innerhalb der Familie, am Arbeitsplatz. , am Arbeitsplatz, am Arbeitsplatz, im Arbeitsplatz. .Schule oder Ausbildung, im öffentlichen Raum und im Internet.

Im Jahr 2020 wurden in der Schweiz 713 Vergewaltigungen und 683 Fälle von sexueller Nötigung gemeldet, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegt. Nur etwa die Hälfte der Opfer spricht darüber und nur 8 % der Angriffe werden gemeldet. Schließlich sind Fälle, die zu einer Verurteilung führen, selten.

„Sexualisierte Gewalt muss endlich ernst genommen werden“, sagt Schmaltz. „Insbesondere braucht es mehr präventive Maßnahmen und eine angemessene Unterstützung für die Betroffenen.“

Letzteren wird immer noch häufig Mittäterschaft vorgeworfen. Daher wird oft fälschlicherweise angenommen, dass ein bestimmtes Verhalten oder eine bestimmte Kleidung zu einem Verstoß führen kann.

Strafrecht anpassen

Das Strafrecht zu Sexualdelikten müsse dringend angepasst werden, so Anna-Béatrice Schmaltz weiter. Derzeit sind Vergewaltigungselemente nur dann vorhanden, wenn Gewalt angewendet wurde und sich das Opfer verteidigt hat.

Dies wird jedoch den Merkmalen sexualisierter Gewalt nicht gerecht. Denn schon die bloße Untergrabung der sexuellen Selbstbestimmung eines Individuums ist Gewalt. ‚Es ist an der Zeit, dass das Konsensprinzip ’nur ein Ja bedeutet ja‘ auf der Ebene von Recht und Gesellschaft angewandt wird.“

Mehr als 130 Events und Aktionen

Mehr als 130 Veranstaltungen und Aktionen: Runde Tische, Filmvorführungen, Straßenaktionen, orangefarbene Gebäudebeleuchtung usw. – sind in der Schweiz und in Liechtenstein geplant. Sie starten am Donnerstag mit einem Launch um 12:30 Uhr auf dem Berner Bahnhofsplatz.

In Genf ruft das Kollektiv des feministischen Streiks um 17.30 Uhr zu einer Kundgebung in der Innenstadt auf. Parallel dazu veranstalten der Verein Viol-Secours und das Amt für Gleichstellungsförderung und Gewaltprävention eine Konferenz mit anschließendem Runden Tisch zum Thema Einwilligung.

Workshop ‚Schmutzige Kleidung‘

Im Kanton Waadt ist in Lausanne eine Nachtwanderung geplant, die um 18.30 Uhr am Place de la Riponne beginnt. In Morges werden die Zeugenaussagen der Opfer während eines Workshops über schmutzige Kleidung an einem Stand von 16 bis 20 Uhr in der Grande-Rue geteilt. Um 18.30 Uhr findet ein „Street Harassment Walk“ statt. In Yverdon ist um 18.00 Uhr eine Demonstration auf dem Pestalozzi-Platz geplant

In Freiburg wird am Donnerstag zwischen 17:00 und 21:00 Uhr am „place Georgette-Pythone“ eine solidarische Spendenaktion zugunsten von Frauenförderungsorganisationen und eine Mobilisierung mit dem Titel „Lasst uns das Patriarchat anzünden“ organisiert.

Neue Notfallkarte

Ebenfalls in Freiburg startet die Gleichstellungsstelle in den Ferien eine Plakataktion zur Prävention häuslicher Gewalt an den Hintertüren von vier Rettungswagen unter der Kontaktnummer Solidarités Femmes.

Es gibt auch eine neue Allophone-Notfallkarte in vereinfachter Sprache heraus. Sprachen (Arabisch, Farsi, Tigrinisch) wurden hinzugefügt, um Prävention in 10 Sprachen anzubieten, indem wichtige Informationen und Kontaktnummern bereitgestellt werden. Ein Material, das insbesondere in Krankenhäusern, Arztpraxen und Gesundheitsdiensten verbreitet wird.

Filme und Ausstellung

Neuchâtel plant präventive Maßnahmen in bestimmten Kursen und Konferenzen. Am Sonntag ab 9.15 Uhr zeigt das ABC-Kino in La Chaux-de-Fonds den Kurzfilm ‚Joli jardin‘ und die belgische Dokumentation ‚#sale Pute‘, gefolgt von einem runden Tisch mit der Staatsrätin Florence Nater. Am Samstag um 17:00 Uhr findet ein Laternenspaziergang in Neuenburg statt.

Im Wallis werden zudem in drei Städten Filmabende organisiert. Eva Trobischs Film „Alles ist gut“ in Brig und Alexe Poukines Dokumentarfilm „Sans Frapper“ werden in Monthey und Sion gezeigt, gefolgt von Informationen zur Prävention.

Darüber hinaus präsentiert das Kollektiv Femmes Wallis bis zum 5. Dezember in der Buchhandlung Liseuse de Sion die Ausstellung „Gewalt: Von den Mythen zur Realität“, eine Ausstellung zum Comic „Le Seuil“ von Fanny Vella.

/ ATS

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