Die Waadtländer Delegation in Bern hilft Vetropack
Die 19 Nationalräte fordern, dass der Bundesrat eine Industriestrategie entwickelt, um die Glasversorgung des Landes sicherzustellen.
Die Ankündigung vom 7. März schlug ein wie eine Bombe. Mit der geplanten Schließung seines historischen Hauptsitzes in Saint-Prex gefährdet der Glasverpackungshersteller Vetropack 180 Arbeitsplätze. Ein Ergebnis, das die Waadtländer Delegation in Bern vermeiden will. Seine 19 nationalen Berater haben einen Antrag mitunterzeichnet. Der soeben vorgelegte Text fordert eine nationale Industriestrategie zugunsten von Glas.
Verantwortlich: Sophie Michaud Gigon (Les Verts/VD). Und das ist keine Überraschung, da er bereits Mitte März vor dem Parlament zu diesem Thema gesprochen hat. „Ich komme aus dieser Region. Dieses Unternehmen hat meine Familiengeschichte geprägt. Sobald ich von der Schließung hörte, kontaktierte ich den Treuhänder von Saint-Prex und dann den Kanton Waadt. „Vetropack ist eine Gelegenheit, den Bundesrat zu einer Reaktion aufzufordern: Wir haben noch nicht begonnen, über die Industriepolitik in unserem Land zu reden.“
Vaudoise interessiert sich schon seit langem für dieses Thema. Und er diktierte den Inhalt des Vorschlags, der auch Überlegungen zur Kreislaufwirtschaft beinhaltet, die gerade vom Parlament verabschiedet wurden.
In dieser Motion ist der Bundesrat damit dafür verantwortlich, „eine Industriestrategie zu entwickeln, um wichtige Industriesektoren für die Versorgung des Landes zu erhalten und gleichzeitig die Energiewende, insbesondere den für eine Kreislaufwirtschaft notwendigen Glassektor, zu fördern.“
ein Rückblick
Für Sophie Michaud Gigon muss die Schweiz aufwachen. „Mit erheblichen Investitionen und Unterstützung seitens der USA und der EU zur Beschleunigung der Entwicklung erneuerbarer Energien und des Übergangs ihrer Industrien werden die Risiken der Verlagerung und des Verlusts von Industrieunternehmen deutlich. Natürlich ist das eine Wettbewerbsverzerrung, aber wir verlieren in der Zwischenzeit wirtschaftliche Struktur und damit auch Know-how.“
Zu den Schwierigkeiten von Vetropack kommen jene der Stahlindustrie hinzu. Das Verschwinden dieser Unternehmen wäre jedoch schädlich. Bei Glas gäbe es Recyclingprobleme, da Vetropack der einzige Ort ist, an dem Bruchstücke zurückgewonnen werden können. Eine Schließung würde auch lokale Akteure treffen: Winzer, Brauer, Landwirte. „Glas zu importieren bedeutet, sich den Marktschwankungen zu unterwerfen, aber es verringert auch den CO2-Fußabdruck“, erinnert sich der Umweltschützer.
Ein verrückter Rückschlag, wenn „die Produktion, das Recycling und die Wiederverwendung von Glas heute ein Kurzschluss sind“, sagt die Vaudoise. Der Antrag fordert daher einen Aktionsplan mit „Anreizen und Rahmenbedingungen“ zum Erhalt dieser strategischen Industriezweige.
Eine Industriepolitik betreiben? Noch vor wenigen Jahren wäre es der Rechten übel geworden. Für Vetropack herrscht jedoch kein Mangel an Waadtländer Bürgerwahlträgern. „Es gibt den kantonalen Kontext, aber nicht nur diesen“, erklärt Olivier Feller (PLR/VD). Wenn ich diesen Text unterstütze, geschieht das auch aus persönlicher Reflexion. Historisch gesehen ist es der Schweiz dank einer attraktiven Besteuerung gelungen, ihre Wirtschaft zu entwickeln. Während nach und nach internationale Standards durchgesetzt werden, schwindet die Attraktivität unseres Landes.“ Auf ihn kann die Schweiz nicht warten.
Die Waadtländer Staatsrätin PLR, Isabelle Moret, begrüsst diese heilige Verbindung. „Dass die gesamte Waadtländer Delegation – alle Parteien zusammen – diesen Antrag unterzeichnet, ist ein starkes Signal. Die Schweiz muss über ihre Industriestrategie nachdenken. Sinnbildlich hierfür ist der Fall der Vetropack-Glaswaren. Was wollen wir in einer Zeit, in der Länder wie die USA, China oder die EU ganze Branchen mit Milliarden subventionieren, tun, um unsere Unternehmen dabei zu unterstützen, wettbewerbsfähig zu bleiben?
Die DRY-Doktrin
Die Beispiele von Isabelle Moret und Olivier Feller bilden da keine Ausnahme. Auch in Bern sind immer mehr bürgerliche Mandatsträger bereit, Know-how zu fördern, Arbeitsplätze zu sichern und die einheimische Produktion im Sinne der Nachhaltigkeit zu unterstützen. Der Test mit dem Zanetti-Uhrwerk.
In diesem Text wird vorgeschlagen, dass sich der Staat dazu verpflichtet, die Stahl- und Aluminiumindustrie in der Schweiz zu unterstützen, deren Produzenten teilweise auch hier unter der ausländischen Konkurrenz durch staatliche Beihilfen leiden. Und er hat die Hürde beider Häuser problemlos überwunden.
Kann die Waadtländer Kraftprobe Bern dazu bewegen, zugunsten von Vetropack einzugreifen? Das ist schwer zu sagen, da sich der Bundesrat nicht zu den Objekten äußert, die derzeit bearbeitet werden. In einem aktuellen Interview äußerte sich die Nummer zwei des SECO jedoch skeptisch gegenüber der Zanetti-Maßnahme, die er umsetzen muss.
„Der Bundesrat lehnt eine bewusste staatliche Unterstützung bestimmter Unternehmen oder ganzer Branchen ab, weil sie zu Verzerrungen und Ungleichbehandlungen führt“, sagte Eric Scheidegger damals. Getreu seiner Doktrin setzt das SECO lieber auf gute Bedingungen und Gleichheit für alle.
Mal sehen, ob es dem Wirtschaftsminister im Fall Vetropack gelingt, diese Position zu ändern. Guy Parmelin, ehemaliger Waadtländer Winzer, ist ein echter Einheimischer der Szene.
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