Unter finanziellem Druck müssen die Schweizer Medien mehr Unterstützung bekommen. Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat am Donnerstag ein Paket verteidigt, das eine Aufstockung der Hilfen um 151 Millionen Franken pro Jahr vorsieht, um die Medienvielfalt zu gewährleisten.
„Das Projekt soll sicherstellen, dass die Bevölkerung aller Regionen des Landes von einer diversifizierten Medienberichterstattung profitiert“, sagte die Kommunikationsministerin bei der Vorstellung des im vergangenen Juni vom Parlament beschlossenen Maßnahmenpakets zugunsten der Medien. Das von einem Referendum angegriffene Paket wird am 13. Februar zur Abstimmung gestellt.
In den letzten zwanzig Jahren seien die Werbeeinnahmen der Schweizer Medien um rund 40 Prozent gesunken, sagte Simonetta Sommaruga in der schriftlichen Fassung ihrer Rede. Ein Betrag, der größtenteils in die Hände von Internetgiganten wie Google und Facebook gefallen ist.
Zeitungen am Straßenrand
Darüber hinaus gingen die Abonnementverkäufe aufgrund des rückläufigen Zeitungspublikums dramatisch zurück. Ein Trend, der nicht durch digitale Abo-Umsätze ausgeglichen wird, die günstiger sind, zumal Internetnutzer immer noch zurückhaltend für Inhalte bezahlen. Etwa 70 Zeitungen sind in wenigen Jahren auf der Strecke geblieben.
„Ohne das Medienpaket besteht die Gefahr, dass andere Zeitungen verschwinden, lokale Radiosender schwächer werden und bestimmte Regionen nicht mehr von Nachrichtenseiten abgedeckt werden: Für die Bevölkerung der betreffenden Regionen wäre dies ein großer Verlust“, warnte der Bundesrat.
Das von den Bundeskammern beschlossene Vorhaben ist eine Kombination aus direkten und indirekten Fördermaßnahmen. Die langjährige Hilfe für den Zeitungsvertrieb wird von 70 Millionen Franken pro Jahr auf 120 Millionen Franken aufgestockt. Eingeführt vom Parlament, das auf Antrag der Redaktion reagierte, wird die Morgen- und Sonntagsausgabe der Zeitungen wieder subventioniert. Auch die regelmäßige Verbreitung sowie die der Verbandspresse erhalten einen zusätzlichen Schub.
Ein weiterer Teil der indirekten Hilfe sieht vor, die Agentur Keystone-ATS, Journalistenschulen, den Schweizer Presserat sowie IT-Projekte zugunsten elektronischer Medien zu unterstützen. Das Geld stammt aus der Radio-TV-Gebühr in Höhe von maximal 28 Millionen Franken (eine Erhöhung um 23 Millionen gegenüber dem derzeitigen Regime).
Direkthilfe für Online-Medien
Das Paket beinhaltet auch einen Zuschuss von 30 Millionen Franken pro Jahr zur direkten Unterstützung von Online-Medien. Lokale Radios und Fernsehsender wurden nicht vergessen, da das Parlament den Anteil der Radio- und Fernsehlizenzen erhöht hat, die sie beanspruchen können. Diese privaten Regionalsender können jährlich 28 Millionen Franken zusätzlich beanspruchen.
Das Projekt baut auf bewährten, seit langem bestehenden Instrumenten auf, wie den Beihilfen für die Verbreitung von Zeitungen oder der Förderung des privaten Rundfunks und Fernsehens. Und diese Instrumente hätten nie Zweifel an der Unabhängigkeit der Medien erweckt, sagte der Kommunikationsminister und bezog sich auf einen der Hauptkritikpunkte der Referendumskommission.
Die Bedingungen der Beihilfe werden jeglichen Einfluss der Behörden auf das Schreiben vermeiden, betonte der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Kommunikation (UVEK).
Gegner beschwören ihrerseits eine Verschwendung öffentlicher Gelder sowie ein „vergiftetes Geschenk“ für die Presse, von dem auch große börsennotierte Konzerne profitieren würden.
Temporäre und abnehmende Hilfe
In einer Pressemitteilung erinnert das UVEK daran, dass die Beihilfe auf sieben Jahre befristet ist. Er weist auch darauf hin, dass die Vertriebsbeihilfen mehr Zeitungen betreffen und abnehmen werden: kleinere Zeitungen würden proportional mehr davon profitieren. Das gleiche Prinzip wird für die Hilfe von Online-Plattformen gelten.
Simonetta Sommaruga verwies einmal mehr auf die wichtige Rolle der Medien bei der Meinungsbildung, einem zentralen Aspekt in einer direkten Demokratie wie der Schweiz, sowie deren Kontrolle über das Handeln der Behörden.
„Das Medienpaket stellt sicher, dass die Bewohner aller Regionen weiterhin über das Geschehen in der Nähe ihres Wohnortes informiert sind. Keine Region sollte zurückgelassen werden. Das war lange Zeit klar. Das ist heute nicht mehr der Fall“, warnte die Bundesrätin.
/ ATS
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