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Zu viel Lärm, Grenzen zu reduzieren: Schweizer Radio und Fernsehen RSI

by Juliane Meier

Trotz einiger Erfolge in den letzten Jahren sind viele Menschen in der Schweiz immer noch schädlichem oder zumindest störendem Lärm ausgesetzt. Deshalb sei eine Anpassung der Grenzwerte für die Lärmemissionen des Verkehrs notwendig, argumentiert die Eidgenössische Kommission zur Bekämpfung des Lärms, die in einem aus jahrzehntelanger Arbeit resultierenden Gutachten strengere Standards vor allem im Bahn- und Flugbereich fordert. Seiner Meinung nach ist die wissenschaftliche Grundlage, um Werte in aktuellen Standards zu etablieren, veraltet. „Diese Niveaus liegen zwischen 35 und 40 Jahren und sollten zumindest noch einmal überprüft werden“, erklärt Dario Bozzolo, der die italienische Schweiz an der Orgel vertritt.

In dem Dokument, das als Grundlage für die Diskussion politischer Entscheidungen dienen soll, empfiehlt die Kommission einen Tageswert ähnlich der bestehenden Regelung für den Straßenverkehr in Wohngebieten. Nachts sollte es allerdings um ca. 3 Dezibel (dB) straffer sein. Bei Zügen wird in Wohngebieten tagsüber eine Abwärtskorrektur von 6 dB und nachts von 2 dB erwartet.

Ziel ist es, den Schutz mit ähnlichen Schwellenwerten für alle Verkehrsarten zu harmonisieren. Darüber hinaus wird ersucht, den als nächtlich geltenden Zeitraum zu verlängern und auf 22:00 Uhr bis 07:00 Uhr festzulegen. Die Empfehlung reagiert auf ein Ersuchen des Bundesgerichtshofs, das die Grenzwerte als nicht ausreichend bewertete, um Menschen vor frühmorgendlichem Lärm zu schützen.

Es gibt erhebliche externe Kosten im Zusammenhang mit Gesundheitsschäden (Eckpfeiler)

Experten sind sich bewusst, dass große Eingriffe in die Verkehrsinfrastruktur notwendig wären. «Maßnahmen zur Lärmbegrenzung kosten viel Geld, kosten aber auch nichts. Eine aktuelle Studie schätzt die externen Kosten der gesundheitlichen Auswirkungen von Lärm in der Schweiz auf 2,8 Milliarden Franken pro Jahr», sagt Jean- Marc Wunderli, Präsident der Kommission.

Aber welche Interventionsmöglichkeiten gibt es? „Verkehrsreduzierung, aber das wird das Problem nicht lösen“, sagt Bozzolo, dann gibt es „technischere Lösungen wie schallabsorbierender Asphalt, Schallschutzwände und niedrigere Geschwindigkeitsbegrenzungen in urbanisierten Gebieten.“

Akustische Abschirmungen, eine der möglichen technischen Eingriffe

Akustische Abschirmungen, eine der möglichen technischen Interventionen (Tipress)

Lugano gehört zu den lautesten Städten

Lugano wurde vor wenigen Wochen in einer Zürcher Studie auf Platz 2 der lautesten Städte der Schweiz gewählt. Fast 80 % der Haushalte sind mit Lärm von mehr als 50 dB konfrontiert. Nur in Genf gibt es prozentual mehr Unterkünfte, die der Lärmbelästigung ausgesetzt sind. Auch Vermieter haben das Nachsehen, denn Mietwohnungen kosten schätzungsweise 1 % weniger pro 5 Dezibel mehr.

Im Tessin werden rund 100’000 Menschen von 360’000 Einwohnern hauptsächlich durch Strassen, aber auch durch Bahnen, Steinbrüche, Baustellen und Helikopter gestört. „Wir machen uns große Sorgen“, gibt Roberto Tettamanti vom Tessiner Amt für Lärmschutz zu. Insbesondere werden Maßnahmen „an der Quelle oder Ausbreitungslinie“ getroffen. Im Laufe der Jahre wurden Investitionen getätigt, allein für das kantonale Netz wird es auf 15-20 Millionen Franken pro Jahr geschätzt.

Der Verkehrs- und Umweltverband (ATA) bedauert, dass sich die Tagesbegrenzungen nicht geändert haben und das Tag-/Nachtschema nicht geändert wurde. Tatsächlich müsse die Lärmbelästigung immer bekämpft werden, sei es Tag oder Nacht, auch weil immer mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten, argumentierte die Organisation. Daher sind wirksame Lösungen gefragt, wie beispielsweise die Reduzierung der Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 30 km/h in Ortschaften und mehr Platz für Fahrräder. Zusammen mit den Flughäfen muss auch der Lärm laut ATA deutlich reduziert werden. Die Swiss Noise League begrüsst ihrerseits, dass strengere Rahmenbedingungen vorgeschlagen wurden. Bei den Lärmemissionen des Straßenverkehrs bleibt jedoch noch viel zu tun. Was vorgeschlagen wird, erwecke den Eindruck eines politischen Engagements, schreibt der Verband.

ATS / Seidisera / pon


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