Die Bündner erlebten einen historischen Sonntag. Im neunten Wahlgang des Wahlsystems zur Wahl des Großen Rates entschieden sich die Retianer für den proportionalen Wechsel, der im nächsten Jahr bei der Erneuerung der 120 Sitze im Parlament erstmals zur Anwendung kommen wird.
Der sogenannte „Graubündener Kompromiss“, der von allen Parteien mit Ausnahme der PPD (ein biproportionales System zur Gewährleistung der Vertretung der Parteikräfte unter Beibehaltung der 39 Kreise) offen unterstützt wurde, fand die Zustimmung von fast 79 Prozent der Wähler.
Mit gleichem Anteil wurde die Initiative „für eine natur- und ethikgerechte Jagd“ abgelehnt, was nicht gegen das Gesetz verstößt, was kurz gesagt die Abschaffung des derzeitigen Systems der Lizenzjagd zugunsten einer natürlichen Regulierung durch die Jagd und möglicherweise durch Ranger.
Für Überraschung sorgte am Sonntag die Abstimmung über die Aufhebung des Mutterschaftsgeldes, die seit 30 Jahren frischgebackene Eltern mit geringeren Mitteln unterstützt (jedes Jahr gehen sie an rund 80 Familien für insgesamt rund 800’000 Franken). Regierung und Parlament hätten sie gerne abgeschafft, da mittlerweile auf kantonaler und eidgenössischer Ebene im Bereich der Familienpolitik zahlreiche Änderungen in Kraft getreten sind, die einen Teil der eingesparten Summe auf Kitas und andere Kinderbetreuungseinrichtungen verteilen Einrichtungen. Die Bürger stellten sich jedoch auf die Seite der Linken, die das Referendum gefördert hatte. Die Aufhebung wurde von 56 % der Wähler abgelehnt. Die einzige Region, die anders ausgedrückt wurde, war die von Maloja.
Der Tag in Graubünden wird auch wegen der Wahlbeteiligung von rund 58 % in Erinnerung bleiben. Das sind fast zwanzig Prozentpunkte mehr als der Durchschnitt der letzten zwanzig Jahre.
Sonntagszeitung 13.06.2021
TG 20 vom Sonntag 13.06.2021

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