Am Dienstag beginnt vor dem Zürcher Bezirksgericht der Prozess gegen Pierin Vincenz, einen ehemaligen Raiffeisenbank-Strongman. Mit ihm treten sechs weitere Angeklagte auf. Ihnen werden insbesondere professioneller Betrug, unlautere Geschäftsführung und passive Korruption vorgeworfen.
Die beiden Hauptangeklagten sind Pierin Vinncenz und Beat Stocker, der frühere Chef des Kreditkartenunternehmens Aduno. Laut der 364 Seiten langen Anklageschrift verschafften sich die beiden Männer bei Firmenkäufen gegenseitig unzulässige finanzielle Vorteile. Berichten zufolge erhielten sie auch unregelmäßige Zuweisungen auf der Grundlage unrechtmäßiger Ausgabenberichte.
Die Staatsanwaltschaft beantragt Haftstrafen von sechs Jahren gegen die beiden Hauptangeklagten. Pierin Vincenz und Beat Stocker haben die Anklage gegen sie bereits fallen gelassen.
Geschäfts- und Privatleben
Der Fall betrifft sowohl das Geschäfts- als auch das Privatleben der beiden Männer. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, 25 Millionen Franken erbeutet zu haben. Pierin Vincenz hätte 9 Millionen Franken bekommen und Beat Stocker 16 Millionen.
Den beiden Angeklagten sollen zudem weitere rechtswidrige Zuwendungen im Wert von 22,5 Millionen Franken versprochen worden sein. Diese Pläne wurden jedoch nicht verwirklicht.
Laut Anklage sollen die beiden Angeklagten die Raiffeisen-Gruppe und andere von ihnen geführte Finanzunternehmen beeinflusst und zum Kauf von Unternehmen beraten haben, an denen sie geheime private Beteiligungen hielten. Beide Männer machten bei den Übernahmen Gewinne.
Verantwortung
Pierin Vincenz und Beat Stocker hätten gegenüber der Raiffeisen- und Aduno-Gruppe „trügerisch versäumt, sich zur Rechenschaft zu ziehen“, glaubt die Staatsanwaltschaft. Die beiden Männer arbeiteten wissentlich zusammen, um sich einen Vorteil zu verschaffen.
Die Beteiligungen der beiden Angeklagten an den Start-ups seien privat und mit finanziellen Risiken verbunden, sagte Beat Stocker kürzlich in einem Interview mit der NZZ am Sonntag. Dass diese Unternehmen später von der Raiffeisen Gruppe oder anderen von ihr beratenen Unternehmen übernommen wurden, war eine unternehmerische Entscheidung. Er behauptet, immer im Interesse seiner Mandanten gehandelt zu haben.
Private Spesenabrechnungen
Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Angeklagten zudem vor, von ihren Unternehmen aus privaten Spesenabrechnungen erstattet worden zu sein. So hätte Pierin Vincenz die Besuche von Kabaretts und anderen Diskotheken in Höhe von knapp über 200’000 Franken als Berufsausgaben verbucht. Die Anklageschrift listet 120 Besuche in 18 Betrieben in der ganzen Schweiz mit Ausgaben zwischen 44 und 6000 Franken auf.
Zudem hätte er der Raiffeisen-Gruppe private Reisekosten in Höhe von 250’000 Franken sowie eine Rechnung über 3’778 Franken für die Reparatur eines Hotelzimmers auferlegt. Diese Arbeit wäre nach einem Beziehungskonflikt notwendig geworden.
Den anderen fünf Angeklagten wird Beihilfe zum Betrug oder Untreue vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft strebt Strafen gegen ihn an, die von einer Geldstrafe auf Bewährung bis zu zweieinhalb Jahren Haft auf teilweise Bewährung reichen.
abschließende Untersuchung
Ausgangspunkt der «Vincenz-Affäre» war die Einleitung einer Untersuchung durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) gegen Raiffeisen und seinen Chef im Jahr 2017, zwei Jahre nach dessen Ausscheiden aus der Geschäftsleitung. Die Finma vermutete Interessenkonflikte, insbesondere bei der Übernahme des Beratungsunternehmens Investnet.
Bereits im Sommer 2016 fragte das Online-Portal Inside Paradeplatz nach bestimmten Kapitalanlagen der Bank St. Gallen und der Beziehung zwischen Pierin Vincenz und Beat Stocker.
Nach Ermittlungen der Finma tritt Pierin Vincenz als Präsident von Helvetia zurück. Der Finanzpolizist beendete daraufhin seine Prüfung, der Bankkaufmann bekleidete keine führende Position mehr in der Branche. Raiffeisen verkauft die Mehrheit an Investnet und Pierin Vincenz, der 15% besitzt, tritt als Verwaltungsratspräsident zurück.
Untersuchungshaft
Doch Ende Februar 2018 eröffnete die Zürcher Staatsanwaltschaft gegen Graubünden ein Strafverfahren wegen unlauterer Geschäftsführung. Nach Aduno erstattet auch Raiffeisen Anzeige. Pieren Vicenz bestreitet das total. Am 2. März werden Pierin Vincenz und Beat Stocker bis Juni in Sicherungsverwahrung genommen.
Die Studie wird voraussichtlich vier Tage dauern, es können jedoch ein oder zwei zusätzliche Tage erforderlich sein. Tatsächlich kündigten die Staatsanwaltschaft und sechs der Verteidiger eine Sprechzeit von 39 Stunden an, so die Information von Inside Paradeplatz, die der Agentur Keystone-ATS vom Amtsgericht bestätigt wurde. Zusätzlich zu einer für den 9. Februar angesetzten Anhörung zur Reservierung erwägt das Gericht, einen zusätzlichen Tag hinzuzufügen.
Angesichts des zu erwartenden Andrangs finden die Verhandlungen im Gerichtssaal Volkshaus und nicht im Bezirksgericht Zürich statt. Das Gericht erwartet am ersten Verhandlungstag etwa 100 Personen, darunter viele Medienvertreter.
/ATS
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