Die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine macht den Schweizer Behörden zu schaffen. Ab Montag werden sie wieder nach dem üblichen Code verteilt, um die am meisten gestressten Kantone zu entlasten.
Zu Beginn des Konflikts suchten die Ukrainer Zuflucht bei Verwandten oder Bekannten. Anschliessend wurden sie ihrem Wohnkanton zugeteilt. Der übliche Verteilungsschlüssel sei nicht immer eingehalten worden, sagte David Keller, Leiter des Asyl-Krisenstabs beim Staatssekretariat für Migration (SEM), am Donnerstag vor Medien.
„Einige Kantone beherbergen bis zu doppelt so viele Menschen wie erwartet“, sagte er. Besonders gefragt sind die urbanen Kantone Zürich, Bern und Basel. Dies gelte aber auch für kleinere Kantone wie Appenzell Ausserrhoden, sagte Gaby Szöllösy, Generalsekretärin der Konferenz der kantonalen Sozialdirektoren (KDAS).
Die französischsprachige Schweiz ist vor allem aus technischen Gründen weniger betroffen. Ukrainer mit biometrischen Pässen könnten auch wählen, wohin sie zunächst gehen, fügte er hinzu. Sie umgingen das Asylsystem. Ab dem Zeitpunkt, an dem sie staatliche Beihilfen anstreben, müssen sie sich jedoch an die Verteilungsregeln halten.
Nukleare und gefährdete Familien
Die Kantone seien bereit, einen Teil der privat untergebrachten Flüchtlinge aufzunehmen, so Gaby Szöllösy weiter. Sie werden darauf achten, so wenig Lücken wie möglich zu schaffen. Enttäuschungen sind jedoch nicht auszuschließen. Ab Montag harmonisieren die Schweizer Behörden die Aufnahme von Flüchtlingen, um wieder den bevölkerungsproportionalen Verteilungsschlüssel einzuhalten.
„Nicht alle Wünsche der Flüchtlinge werden erfüllt. Wir wissen es und wir bedauern es“, gab er zu. Allerdings geht es darum, fairer mit Menschen umzugehen, die ohne die Möglichkeit einer privaten Unterkunft anreisen. Ausnahmen werden für Kernfamilien und gefährdete Personen gemacht. Ein Vater kann von seiner Tochter untergebracht werden, ein Enkel von seiner Großmutter oder ein unbegleiteter Minderjähriger von seinem Onkel.
Die Wünsche anderer Gruppen wie Geschwister oder Tanten könnten nicht immer respektiert werden, erklärte David Keller. Eine Lösung könnte in einem Nachbarkanton vorgeschlagen werden. Aber es können keine Versprechungen gemacht werden. Die gleichen Regeln gelten für Kantonsänderungsgesuche.
Syrienkrise vorbei
Die Kantone begrüssten die Rückkehr zu einer gleichmässigen Verteilung der Flüchtlinge. Langfristige Unterstützung sei mit Ausgaben wie Schulbildung, Sozialhilfe oder Pflege der Kinder verbunden, so Gaby Szöllösy. „Wichtig ist, dass die Rezeption gemeinsam übernommen wird.“
Die aktuelle Krise übersteige bereits die der syrischen Flüchtlinge im Jahr 2015, stellte er weiter fest. „Es ist unvermeidlich, dass einige Prozesse nicht sehr gut funktionieren. Wir versuchen, es zu beheben.
Auf die Frage nach den unterschiedlichen Hilfen der Kantone erinnerte der Generalsekretär der CDAS, dass dies eine Frage des politischen Willens sei. „Bisher haben sie niemanden gestört. Diese Unterschiede wurden bei der Begrüßung von Syrern oder Afghanen nicht thematisiert.“ Selbst wenn sich ein politischer Wille zur Harmonisierung herausbilde, was er bezweifle, würde die Umsetzung Zeit brauchen.
Entscheidendes Sprachenlernen
Für Flüchtlinge steht vor allem das Erlernen einer Landessprache im Vordergrund. Dies sei entscheidend für das tägliche Leben, die Schule, aber auch und vor allem die Stellensuche, betonte Nina Gilgen, Co-Präsidentin der Delegiertenkonferenz der kantonalen, regionalen und kommunalen Integration.
Zürich und die Zentralschweizer Kantone suchen Deutschlehrer. „Es kann zu Engpässen kommen. Es müssen innovative Lösungen gefunden werden. Online- oder größere Gruppenangebote könnten ebenfalls in Betracht gezogen werden.
/ATS

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