Auch wenn dieser digitale Romand Blick eine eigene Identität entwickelt und entwickeln wird, ist es sinnvoll, sich (auch) kurz daran zu erinnern, was der ursprüngliche Blick war und wie er entstanden ist. Vor zwei oder drei Jahrzehnten war diese Zeitung, von der Romandie aus gesehen, noch eines der meistzitierten Symbole kultureller Unterschiede auf beiden Seiten von Sarine. Für die Römer, prüder als ihre deutschsprachigen Landsleute, war es einfach (und zu Unrecht), dass die Zeitung täglich ein Foto einer nackten Frau veröffentlichte. Und für die weniger Informierten war es eine Boulevardzeitung, die nach dem neuesten nationalen Skandal Ausschau hielt. Tatsächlich war es ein Medium, das die Römer nicht lasen. Der Blick war und ist vor allem eine veritable journalistische Kriegsmaschine, deren Informationen besser und schneller funktionieren als die Konkurrenz zu aktuellen Themen, die den Menschen am wichtigsten sind. Und seine andere Eigentümlichkeit ist seine Unverschämtheit, seine Respektlosigkeit, die ihn in seinen frühen Jahren von der politischen und kulturellen Intelligenz Deutschlands offen gehasst (aber heimlich gelesen) einbrachte.
Rechts oder links, der Blick? Reaktionär oder progressiv? Diese Labels gelten nicht für diese unabhängige Marke. 1983 unterstützte Blick zum Beispiel die erste weibliche Kandidatur für den Bundesrat, die von Lilian Uchtenhagen. Der Machismo der parlamentarischen Rechten jener Zeit, der die demütigende Niederlage der Sozialisten auslöste, war von der Zürcher Tageszeitung scharf angeprangert worden.
„Professioneller Kommunikator. Hipster-freundlicher Schöpfer. Gamer. Reiseexperte. Kaffeekenner.“