Die Autoren der Studie, Markus Lamprecht, Rahel Bürgi und Hanspeter Stamm, zögern nicht, die Schweizer zu den sportlichsten in Europa zu zählen, da nur 16 % angeben, nie Sport zu treiben. Im europäischen Vergleich gibt es nur in Finnland (13 %) und Schweden (15 %) weniger streng sesshafte Menschen. Wenn diese Statistiken möglicherweise eine Wahrnehmungsverzerrung enthalten, die auf einer anderen Definition dessen, was Sport ist und was nicht, basiert, ist die Untersuchung der Entwicklung für die Schweiz sehr relevant. Im Jahr 2008 gaben 26 % der Schweizer an, keinen Sport zu treiben. Im Gegenteil: 51 % tun dies „mehrmals pro Woche, insgesamt drei Stunden oder länger“, verglichen mit 44 % im Jahr 2008 und 36 % im Jahr 2000.
Rentner sind genauso sportlich wie Teenager
Dass die Schweizer sportlicher geworden sind, ist den Frauen und den älteren Menschen zu verdanken. Heutzutage treiben Frauen vor allem ab dem 45. Lebensjahr fast genauso viel Sport wie Männer, wobei ihre sportliche Karriere je nach Lebensabschnitt weniger linear verläuft. Die über 65-Jährigen und sogar die über 75-Jährigen gehören mittlerweile zu den sportlichsten Bevölkerungsgruppen, fast auf dem Niveau der Teenager! So praktizieren 58 % der Menschen zwischen 65 und 74 Jahren drei Stunden oder mehr pro Woche, verglichen mit 42 % vor sechs Jahren.
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Soviel zum Quantitativen. Doch welche Sportart betreiben wir in der Schweiz und warum? Zuerst üben wir mehrere: 4,5 im Durchschnitt. Es geht hauptsächlich um Sport-Gesundheit, Sport-Freizeit, oft außerhalb einer beaufsichtigten Praxis. Fünf Disziplinen stechen ganz klar hervor: Wandern (von 56,9 % der Menschen ausgeübt, +12,6 % im Vergleich zu 2008), Radfahren (42 %), Schwimmen (38,6 %), Skifahren (34,9 %) und Joggen (27 %). Laut den Autoren der Studie bilden diese „Big Five“ „die Schweizer Gruppe“. Wir könnten eine sechste Sportart hinzufügen, wenn wir Fitness (17,2 %) und Bodybuilding (13,3 %) kombinieren.
Die Konkurrenz verliert an Boden.
Weit abgeschlagen liegen Fußball (von 7,7 % der Befragten genannt), Tennis (5,4 %), Golf (2,3 %) und Eishockey (1,1 %). Der Leistungssport ist generell im Niedergang begriffen. Zwar treiben Wettkämpfer im Durchschnitt mehr Sport pro Woche als andere (6,2 Stunden im Vergleich zu 4,7), aber sie machen nur 20 % der Sportler aus. Spitzensport und Sportnachrichten sind weniger interessant als zuvor und stehen im Fokus der Kritik. Die Autoren erwähnen ein „Sättigungsphänomen“: 28 % der Schweizer Bevölkerung verfolgen die Nachrichten mit großem Interesse und 47 % mit mäßigem Interesse. Das sind die Zahlen von vor zwanzig Jahren, die wir finden. Am wenigsten interessiert sind Frauen, aber auch junge Menschen (zwischen 15 und 34 Jahren).
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Als Motivationen, Sport zu treiben, werden heute vor allem Gesundheit, Freude an der Bewegung, Entspannung oder der Kontakt mit der Natur genannt. Diese Argumente gehen weit über Begriffe wie „sportliche Ziele erreichen“ oder „gegen andere antreten“ hinaus. Dennoch haben sich 9 % der Sportler im letzten Jahr beim Sport verletzt, wobei schwere Verletzungen in einem Drittel der Fälle einen Krankenstand von mehr als drei Tagen erforderten.
Country- und Fitnessclub in der Stadt.
Die sportliche Betätigung steigt mit dem Ausbildungsstand und dem Einkommen, weshalb wir durchschnittlich 2000 Franken pro Jahr dafür ausgeben. Je nach Sprachregion variiert es immer weniger (Latinos sind gerade dabei, aufzuholen). Wie schon bei der Abstimmung klafft nun eine Kluft zwischen Stadt und Land. Der ländliche Raum bevorzugt weiterhin klassische Sportarten im Rahmen eines Vereins, urbane Zentren favorisieren verschiedene Fitnesskurse und Fitness-Abonnements.
Nur 22 % der Menschen sind Mitglied in einem Sportverein, und dabei handelt es sich überwiegend um junge Männer unter 25 Jahren. Ein nahezu identischer Anteil ist derzeit in einem Fitnessstudio angemeldet. Dies wird in der Studie nicht gesagt, aber diese Entwicklung bleibt nicht ohne Konsequenzen für Clubs, die seit langem einen Rückzug der Mitglieder und eine Beziehung zum Club feststellen, die als kommerzielle Dienstleistung wahrgenommen wird. Sport für alle ist zunehmend auch ein Sport für sich selbst.
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