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Die Ernten in der Schweiz litten 2021 unter extremen Wetterbedingungen

by Rafael Simon

Das extreme Wetter im Jahr 2021 hat die Ernten in der Schweiz nicht verschont, die für bestimmte landwirtschaftliche Produkte historisch niedrig waren. Pflaumen und Aprikosen litten besonders, während die Honigernte auf ein Viertel des Vorjahres zurückging.

Spätfröste, starke Regenfälle, die Überschwemmungen verursachten, und Hagelstürme haben die Ernten in vielen Regionen hart getroffen, bedauerte die französischsprachige landwirtschaftliche Informationsagentur (AGIR) am Donnerstag. Der Sturz rettete die Situation jedoch etwas.

„Die Sommerobstsaison ist buchstäblich auf der Strecke geblieben“, heißt es in dem von AGIR ausgestrahlten Bericht des Deutschen Agrarinformationsdienstes LID. Mit 1.300 Tonnen beträgt der Pflaumenertrag nur 40 % des Fünfjahresdurchschnitts. Bei Aprikosen belaufen sie sich auf 2.200 Tonnen oder 35 % dieses Durchschnitts.

Besser schnitten Beeren ab, nicht zuletzt, weil sie zu einem großen Teil unter Tunneln angebaut werden. Das Unwetter beschädigte aber auch ganze Anlagen und der Schaden belief sich laut Bericht auf zweistellige Millionenbeträge.

Schlechtes Wetter wirkte sich auch auf die Tierproduktion aus. Nach einer Rekordernte im vergangenen Jahr – in manchen Kantonen bis zu 40 Kilo Honig pro Volk – ist die diesjährige Ernte um 75 % auf durchschnittlich 7,2 Kilo Honig pro Volk zurückgegangen. Auch der Verkaufspreis von Honig ist aufgrund der Knappheit dieses Produkts in die Höhe geschossen.

Importierte Salate

Je nach Sorte hielten Äpfel schlechtem Wetter besser stand. Mit 120.000 Tonnen Tafeläpfeln liegen die Ernten fast auf dem Niveau von 2020, die der Mostäpfel waren jedoch extrem gering. Insgesamt wurden 3.800 Tonnen Mostbirnen und 42.250 Tonnen Mostäpfel angeliefert und in Schweizer Mostereien verarbeitet, das ist nicht einmal die Hälfte der letztjährigen Ernte.

Auch der Gartenbau hatte aufgrund des schlechten Sommerwetters eine schwierige Saison. Muss in normalen Zeiten Salat im Sommer nicht bedarfsgerecht importiert werden, fehlte in diesem Jahr im Juli und August zeitweise rund die Hälfte der Ware.

Gewächshauskulturen haben den Mangel an Sonne gespürt. Bei Schutzgemüse wie Karotten oder Zwiebeln wird der Verlust auf 25 bis 30 % geschätzt. Sollte sich die Lage im Herbst etwas bessern, werde die Branche noch bis nächstes Jahr in Mitleidenschaft gezogen und es müsse verstärkt auf Importe zurückgegriffen werden, prognostiziert die im Bericht zitierte Marktunion Schweiz.

30 % weniger Brotgetreide

Hagel und Überschwemmungen haben der Kartoffel einen schweren Schlag versetzt: Die Ernte liegt 30 % unter dem Fünfjahresdurchschnitt und halbiert sich bei Bio-Kartoffeln sogar. Die Rübenernte war gering, aber immer noch besser als befürchtet, dieses Jahr freier von Krankheiten.

Auch das Jahr 2021 wird von schlechten Getreideernten geprägt sein. Alle Ernten erlitten Verluste. Die Brotgetreideernte liegt mit rund 304.000 Tonnen um ein Drittel unter der des Vorjahres. Der Raps deckt den Bedarf nicht nur wegen des Wetters, sondern auch wegen Schädlingen.

Im Weinberg ist die Situation von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Im Wallis schätzt die Branche die Ernte auf ein halbes Normaljahr. Im Kanton Waadt liegt sie 16 % tiefer als 2020 und leicht unter dem Bündner Durchschnitt. Die Qualität der Weine sollte jedoch dank des milden Wetters im Herbst sehr gut sein.

Der Wald hingegen wird die reichlichen Regenfälle des letzten Jahres zu schätzen wissen. Dadurch konnte er sich etwas von zwei extrem trockenen Sommern 2018 und 2019 erholen, die die Verbreitung von Bostryche begünstigt hatten.

/ATS

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