Home » „Die Schweiz muss auf Omicron vorbereitet sein“

„Die Schweiz muss auf Omicron vorbereitet sein“

by Rafael Simon

Der Anstieg der Coronavirus-Infektionen verlangsamt sich und die Rate positiver Tests hat sich stabilisiert. Aber ob die Evolution weitergehen wird, ist noch nicht klar. Die Lage bleibt jedenfalls angespannt, Krankenhauseinweisungen und Todesfälle nehmen weiter zu. Das sagte Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionsschutz des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) während der heutigen Pressekonferenz der Bundesexperten.

Derzeit sei die Schwelle von 300 Patienten mit Coronavirus auf Intensivstationen überschritten, was 35 % der verfügbaren Plätze entspreche, erklärte Masserey. Insgesamt weist die Intensivpflege eine Beschäftigungsquote von 82 % auf.

Auf der Ebene der Infektionen wird die höchste Inzidenz bei Kindern unter 20 Jahren registriert, vor allem in den Altersgruppen von sechs bis elf und zwölf bis vierzehn Jahren. Allerdings gibt es nur wenige Krankenhausaufenthalte.

Inzwischen nimmt die Zahl der Geimpften weiter zu und derzeit haben etwa 77 % der Personen über zwölf Jahren zumindest die erste Dosis erhalten; die ersten Impfstoffe seien letzte Woche 30.000 gewesen, 4.000 mehr als in der Vorwoche, sagte er. Während 63% der Menschen über 65 bereits die dritte Dosis erhalten haben.

Omicron sei in der Schweiz noch nicht weit verbreitet, aber angesichts des hohen Ansteckungsgrades sei eine weitere Verbreitung unausweichlich, betonte Masserey. Insofern ist noch nicht klar, ob die aktuellen Maßnahmen ausreichen.

Laut der Vorsitzenden der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Tanja Stadler Anfang 2022 soll die am 24. November in Basler Gewässern gefundene Omicron die vorherrschende Variante in der Eidgenossenschaft sein. Nach den bisherigen Erkenntnissen ist die Impfung weniger effektiv: Beträgt bei Delta der Schutzgrad mit zwei Dosen beim Pfizer / BioNTech-Serum 70 – 75 %, so sind es bei Omicron nur 10 – 50 %. Mit einer dritten Dosis erhöht sich der kurzfristige Schutz jedoch auf 60 – 85 %.

Stadler merkte an, dass es noch keine Hinweise darauf gebe, dass die Variante bei Ungeimpften weniger schwerwiegend sei als bei Delta, und es gebe auch keine Hinweise darauf, dass sie bei Kindern schwerwiegender sei. „Wir denken, dass die Kurse für Delta und Omicron ähnlich sind.“ Allerdings ist letzteres ansteckender und deshalb füllen sich die Krankenhäuser schneller. Seiner Meinung nach ist eine rasche Verabreichung der dritten Dosis und Impfung von Kindern notwendig, in der Zwischenzeit ist es noch sehr sinnvoll, die üblichen Schutzmaßnahmen wie Abstand, Masken und Belüftung geschlossener Orte, insbesondere Schulen, einzuhalten.

Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Impfkommission (CFV), sagte seinerseits, je jünger die Infizierten, desto milder die Krankheit. Schätzungen zufolge hat sich bereits rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen mit dem Coronavirus infiziert, schwere Verläufe und Krankenhauseinweisungen sind jedoch selten und Todesfälle sind null.

Bezüglich der Impfung haben CFV und BAG heute ihre Empfehlung auf Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren ausgeweitet, nachdem Swissmedic grünes Licht für die Herstellung von Pfizer / BionNTech für diese Altersgruppe gegeben hatte, betonte er, dass der Impfstoff wirksam, zugelassen sei sicher. In den USA seien bereits sechs Millionen Kinder mit einer Dosis geimpft worden, zwei Millionen mit zwei, und es habe nie Komplikationen gegeben, sagte Berger.

Brigadier Raynald Droz, Stabschef des Einsatzkommandos des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), erklärte seinerseits, dass bisher vier Kantone die Armee um Hilfe bei Impfstoffen oder Spitälern gebeten haben: Jura , Freiburg. , Neuenburg und Wallis. In diesen vier Kantonen werden nächste Woche 84 Soldaten im Einsatz sein, gegenüber derzeit neun.

Droz rief auch dringend Freiwillige auf, sich zu melden. „Es fehlt uns an spezialisiertem Pflegepersonal, insbesondere für die Westschweiz“, erklärte er und fügte hinzu, dass bisher 300 Freiwillige zur Verfügung gestellt wurden.

Während Christoph Flury, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (UFPP), berichtete, dass die mit dem Coronavirus-Notfall verbundene Operation die grösste und längste Operation in der Geschichte des Bevölkerungsschutzes sei. Seit Ausbruch der Pandemie wurden rund 533.000 Diensttage geleistet. Die Gesamtbilanz ist positiv: Der Bevölkerungsschutz kann schnell eingreifen und ist in vielen Bereichen flexibel, belastbar und effizient. Am Freitag hat der Bundesrat eine dritte Nationaldienstausrufung für dienstpflichtige Personen beschlossen.

© CdT.ch – Alle Rechte vorbehalten

You may also like