Bundesrichter werden nicht per Lotterie gewählt. Weniger als ein Drittel der Schweizer unterstützte am Sonntag die Volksinitiative, die mehr Unabhängigkeit der Richter fordert.
Der Text „Ernennung von Bundesrichtern durch das Schicksal“ erhielt schließlich 31,9% der Stimmen. Die französischsprachigen Kantone geben den Ton an: Die Waadt lehnt den Text mit 75,1% Nein ab. Genf sagte Niet mit 70,4%, Wallis mit 68,9%, Neuenburg mit 68,1%. Freiburg war mit 63,9% Ablehnungen etwas weniger schwerwiegend.
Der Jura und das Tessin standen dem Vorschlag mit 37,5% bzw. 36,6% am wenigsten skeptisch gegenüber. Einige Gemeinden haben die Initiative sogar angenommen, wie die Unterwelt im Jura (52,8% ja) und Cerentino im Tessin (63%), oder sogar einige Gemeinden in Bern.
Neben Sarine lehnte die Mehrheit der Kantone die Initiative mit knapp zwei zu eins Stimmen ab. Appenzell Innerrhoden, Landesmeister der Nein-Ehe, hat es auf 77,8% gesteigert. Auch Uri (72,6% nein) und Schwyz (71,4%) lehnten dies sehr deutlich ab.
Insgesamt erhielten nur 1,1 Millionen Wähler eine positive Stimme. Das Feld der Nein erhielt etwa 2,3 Millionen Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,9% der Wähler.
Nicht verführt
Mit Unterstützung des deutschen Industriellen Adrian Gasser und eines Bürgerkomitees wollte der Text das derzeitige System ändern. Seine Anhänger prangerten die Absprachen zwischen Politik und Justiz, die Wahl von Bundesrichtern durch das Parlament, ihre Zugehörigkeit zu einer politischen Partei sowie die Zahlung eines Teils ihrer Bezüge an dieselbe Partei in einem Durcheinander an.
Stattdessen hätte der Bundesrat eine Expertenkommission eingesetzt. Nach einem Wettbewerb hätten diese Experten die Kandidaten für die Jury bewertet, bevor sie die ausgewählten zu einer öffentlichen Auslosung zugelassen haben.
Wenig politische Unterstützung
Die Initiatoren rechneten mit dem Reformdrang mancher. Und vielleicht im Misstrauen eines Teils der Bevölkerung gegenüber dem politisch-gerichtlichen System. Aber der Text hatte in der politischen Klasse, die ihn als „exotisch“ und „gefährlich“ betrachtete, wenig oder keine Unterstützung gefunden.
Das System ist transparent und repräsentativ, die Wahl durch die Kammern verleiht dem Bundesgerichtshof demokratische Legitimation. Und die Verfassung garantiere die Unabhängigkeit der Richter, argumentierten Gegner der Initiative.
Im Parlament wurde es weggefegt. Einige Stimmen der Linken und der Liberalen Grünen hatten vergeblich um ein Gegenprojekt gebeten, da sie glaubten, das derzeitige System müsse überarbeitet werden. Eine aktuelle parlamentarische PLR-Initiative will nun Beiträge und Spenden von Bundesrichtern an Parteien verbieten.
/ ATS
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