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Die Schweiz und die Europäische Union

by Meinrad Biermann

Einführung

1992 sagte die Schweiz Nein zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und stoppte 2021 einseitig die Verhandlungen über ein institutionelles Rahmenabkommen. Die Schweiz sagt immer „Ja, gerne!“ zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit, aber „Nein danke!“ zu einer stärkeren politischen Integration oder Zugehörigkeit. Dies hat ihm in Brüssel den Ruf eines Gelegenheitsspekulanten eingebracht, als wäre er ein Verbraucher, der Produkte nur auf der Grundlage von Rabatten kauft, ohne eine bestimmte Marke zu bevorzugen.

Die Gründe für diese Position

Viele Schweizer begrüßen die Rolle eines Volkes, das Freiheit und Selbstbestimmung liebt, aber ausländische Führer im Stil von Wilhelm Tell verachtet. Es heißt: „Die Schweiz ist zu reich und zu stabil, um der EU beitreten zu wollen.“ Nach Ansicht einiger Gelehrter ist dieser Grund wichtiger als die sogenannte Freiheitsliebe.
Viele Faktoren, die eine EU-Mitgliedschaft für andere Länder attraktiv machen, sind für die Schweiz nicht attraktiv. Erstens ist es Russland nicht ausgesetzt, sodass der Sicherheitsaspekt nicht vorhanden ist. Andererseits gibt es im Gegensatz zu Spanien oder Griechenland, die im 20. Jahrhundert unter Diktaturen litten, keinen Wunsch nach politischer Stabilität für einen Beitritt, nur wenige Länder sind politisch so stabil wie die Schweiz.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist die Mitgliedschaft nicht mehr so ​​attraktiv wie früher. Nach der Osterweiterung verlor die Mitgliedschaft für ein wohlhabendes Land wie die Schweiz an Attraktivität.

Der bilaterale Ansatz ist vorzuziehen.

Zudem hat die Schweiz mit dem bilateralen Ansatz bisher gute Ergebnisse erzielt. Bisher ermöglichten bilaterale Abkommen der Schweiz, enge, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Beziehungen zur EU zu pflegen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Mehrheit der Bevölkerung sowie die Mehrheit der politischen und wirtschaftlichen Kreise den Status quo beibehalten wollen.

Die Schweiz ist zu reich

Eines der Hauptprobleme aus Schweizer Sicht ist das Wohlstandsgefälle im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Die Schweiz wäre nicht nur einer der Nettozahler des EU-Haushalts, also der Länder, die der EU mehr zahlen, als sie erhalten, sondern hätte auch nicht das gleiche Einkommen wie andere EU-Mitgliedstaaten. Die Gehälter sind in der Schweiz deutlich höher als in der EU. Deshalb befürchtet die Schweiz Lohndumping und eine steigende Zahl von Sozialhilfeempfängern.

Bewegungsfreiheit

Die Personenfreizügigkeit ist nicht nur in Großbritannien, sondern auch in der Schweiz ein wichtiger Grund, warum viele Schweizer nicht der EU beitreten wollen.
Die Personenfreizügigkeit ist bereits bei den Löhnen ein klares Problem. Aus geografischen und sprachlichen Gründen ist die Schweiz besonders exponiert. Für einen Franzosen ist es zum Beispiel eher verlockend, in der Westschweiz zu arbeiten, als in einem skandinavischen Land, wo er eine neue Sprache lernen müsste.

direkte Demokratie

Das Schweizer Stimmvolk kann mehrmals im Jahr über bestimmte Themen entscheiden. Die direkte Demokratie ist gewissermaßen eine Art nationales Heiligtum. Viele Schweizer befürchten, dass durch die EU-Mitgliedschaft ihre Rechte auf politische Mitbestimmung eingeschränkt werden, da ein EU-Gremium die Entscheidungen der Bürger untergraben würde. Die direkte Demokratie ist das offensichtlichste Hindernis für die EU-Mitgliedschaft. Ganz einfach, weil die Mehrheit des Schweizer Stimmvolks und der Kantone einer EU-Mitgliedschaft zustimmen sollte. Die kantonale Akzeptanz ist schwer zu erreichen.
Diese direkte Demokratie ist zumindest historisch gesehen der Grund dafür, dass die Schweiz kein Mitglied der EU ist. Die EWR-Mitgliedschaft wurde 1992 in einer Volksabstimmung knapp abgelehnt. Wäre sie angenommen worden, wäre die Situation möglicherweise anders gewesen. Mit anderen Worten: Die direkte Demokratie legte vor dreißig Jahren den Grundstein für den Austritt aus der EU.

Angst vor dem Verlust der Souveränität

Souveränität wird oft als Argument gegen eine EU-Mitgliedschaft angeführt. „Ausländische Richter“ sind zu einem politischen Schlagwort geworden. Für einige Branchen, etwa die Hochfinanz, ist die im Vergleich zur EU-Bürokratie geringe Regulierung der Schweiz von Vorteil.
Es sei eine Frage der Mentalität: „Die Schweiz will möglichst unabhängig sein.“ Eine Position, die von einer klaren Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wird.

Protektionistische Landwirtschaft

Es ist nicht die Fischerei wie in Island oder die Ölindustrie wie in Norwegen, die den EU-Beitritt der Schweiz verhindert, sondern die stark subventionierte, durch Zölle und Einfuhrquoten geschützte Landwirtschaft.
Da die Schweiz kein Mitglied der EU ist, wird sie als neutraler wahrgenommen als Länder wie Österreich, Irland oder Schweden. Eine EU-Mitgliedschaft würde den Inhalt ihrer Neutralität verwässern. Dadurch kann sie ihre „guten Papiere“ anbieten und Genf als Gastgeberstadt positionieren. Im Wettbewerb mit Wien, Oslo und Helsinki wäre Genf besser aufgestellt, wenn die Schweiz nicht Mitglied der EU wäre.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Schweiz derzeit aus verschiedenen Gründen möchte, dass alles so weitergeht, wie es ist. Andererseits ist sich die EU auch bewusst, dass der Status quo der Schweiz Vorteile bringt, die viele EU-Mitgliedstaaten gar nicht haben.

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