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Ein Chirurg möchte die Denkweise im medizinischen System ändern

by Eckhard Goudier

Der Schweizer Herzchirurg Thierry Carrel forderte eine Neugestaltung des Schweizer Medizinsystems: Der Numerus Clausus sollte abgeschafft werden, junge Ärzte weniger bürokratisch arbeiten und der Gesundheitskonsum kontrolliert werden.

«Wir haben einen übermässigen Konsum im Gesundheitsbereich», sagte Thierry Carrel in einem am Samstag im Tamedia-Titel erschienenen Interview. Bis zur Einführung der elektronischen Patientenakte könnten zum Beispiel Anamnesekarten ausgegeben werden. „Man muss das Gesamtbild betrachten, weil einige Leute unser System auslaugen.“

Eine Veränderung in der Berufsausübung soll dem Abgang vieler junger Ärzte entgegenwirken. Anstatt Zeit mit Patienten zu verbringen, „sitzen sie mehr als die Hälfte der Zeit in einem Büro, müssen sich mit Computerproblemen herumschlagen, greifen dreimal zum Telefon für eine einfache Patientenverlegung. Zudem müssen sie bei den Krankenkassen unzählige Formulare zur Kostenübernahmegarantie ausfüllen», sagt der ehemalige Leiter der Herzchirurgie des Inselspitals Bern.

Der Numerus Clausus muss verschwinden

Dazu müsste das Hemmnis des Numerus Clausus für das Medizinstudium beseitigt werden: «Bevor die Schweiz vollständig von ausländischen Ärzten abhängig wird, müsste dringend geprüft werden, ob unsere Zulassungskriterien für das Medizinstudium nicht zu streng oder einfach falsch sind», erklärte Thierry Carrel.

Er kritisierte auch den fehlenden politischen Willen, die Gründung neuer Herzkliniken zu verhindern und Kooperationen in Betracht zu ziehen: „Von den 17 Herzkliniken führen 12 sicherlich weniger als 500 Herzoperationen pro Jahr durch. Also haben nur fünf genug Patienten.‘ Für eine gute Qualität wären etwa 500 Eingriffe pro Jahr nötig.

Zudem äußerte der Herzchirurg seine Schwierigkeiten mit den «exorbitanten Preisen gewisser Medizinprodukte und den Preisunterschieden für denselben Eingriff»: «Für eine bestimmte Herzoperation zahlen manche Boxen in Zürich etwa doppelt so viel wie in Bern oder Lausanne. Dafür gibt es keine Rechtfertigung.‘

/ATS

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