Die erste Co-Vorsitzende einer Bundespartei, Mattea Meyer von der PS, ist kürzlich in Elternzeit gegangen. In einem Videointerview geht sie insbesondere auf die Gutscheine für Frauen ein, die die Rampe des Genfer Parlaments passiert haben.
Fast ohne es zu merken, nahm sich Mattea Meyer Ende 2021 eine Auszeit aus der Elternzeit. Und das, obwohl sie als Co-Vorsitzende der PS eine der Schlüsselrollen in der Schweizer Politik einnimmt. Noch immer ist es selten, dass sich Frauen und Männer in Führungspositionen auch um die Familie kümmern.
Teilzeitarbeit ist in der Schweizer Firma Teppiche oft nicht möglich. Im Video-Interview mit Blue News erklärt die Politikerin, wo die Herausforderungen liegen und was es für die Gleichstellung der Geschlechter noch braucht.
Gleichzeitig tobt der Krieg in der Ukraine und die Schweiz steht international schärfer denn je in der Kritik: Verabschiedung von EU-Sanktionen gegen Russland, Rüstungsdebatte, Schweizer Geheimnisse: Mattea Meyer antwortet auf die heißen Themen.
Verteidigungsministerin Viola Amherd forderte die linken Parteien und die GSoA auf, die Initiative gegen den Kampfjet F-35 zurückzuziehen. Wie reagieren Sie darauf?
Es ist sehr irritierend, dass sich ein Bundesrat in diesen schwierigen Zeiten gegen das demokratische Volksinitiativenrecht ausspricht. Empört bin ich auch darüber, wie manche Kreise Putins Vernichtungskrieg in der Ukraine nun für ihre politisch-militärische Agenda nutzen wollen. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, alles zu tun, um dem ukrainischen Volk zu helfen und diesen Krieg zu beenden. Dazu wird keine Debatte über das Budget der Schweizer Armee und der F35 beitragen.
Matthäus Meyer
Geboren 1987 in Basel, aufgewachsen in Winterthur. Seit 2005 ist er dort Mitglied der PS. Politik hat er aber bei JUSO in Zürich und der Schweiz gelernt, wie er auf seiner Website schreibt. Meyer studierte Geschichte, Geographie und Politikwissenschaften an der Universität Zürich und erlangte 2015 ihren Master in Wirtschaftsgeographie. Im selben Jahr wurde sie in den Nationalrat der PS gewählt. Seit Oktober 2020 leitet er mit Cédric Wermuth die PS Suisse. Meyer ist mit zwei Kindern liiert und lebt in Winterthur.
Die Schweiz wird kritisiert. Schon vor der zögerlichen Verabschiedung von EU-Sanktionen gegen Russland sorgten «Schweizer Geheimnisse» für Aufsehen. Aber vor allem im Ausland. In der Schweiz blieben die Wellen niedrig, warum?
Ich war sehr wütend. Die „Swiss Secrets“ sind nicht die ersten Daten, die zeigen, dass Schweizer Banken unreine Methoden anwenden.
Das Verstecken von Geldern vor den Oligarchen ist unerträglich. Jetzt taucht es wieder auf. Als zentraler Wohn- und Vermögensverwaltungsort der russischen Oligarchie und als wichtigstes Handelszentrum für russische Rohstoffe kann die Schweiz eine wichtige Rolle dabei spielen, den Kriegsverbrecher Putin zu stoppen.
Aber solche Enthüllungen rücken immer in den Hintergrund…
Deshalb ist es entscheidend, dass die Politik endlich etwas tut. Im Fall von „Suisse Secrets“ liegt das Problem jedoch tiefer, da Schweizer Journalisten aufgrund der Schweizer Rechtsprechung nicht mitarbeiten konnten. Das erscheint mir sehr problematisch, und das ist das Erste, womit wir uns befassen müssen.
Die Sauberkeit der Bankgeschäfte in der Schweiz ist ein Thema, das die PS beschäftigt, und die Forderungen wurden im Dezember gestellt. Wie halten Sie den Schwung aufrecht?
Ich hoffe, dass die neuen Enthüllungen dem Parlament zeigen, dass wir ein Problem haben. Mit viel Überzeugungsarbeit, aber auch mit öffentlichem Druck streben wir Mehrheiten an. Das nationale Bankgeheimnis soll abgeschafft und Steuerhinterziehung nicht mehr als Ordnungswidrigkeit angesehen werden.
Bist du sicher?
Im September kommt die Abschaffung der Quellensteuer auf Anleihen zur Abstimmung. Für vermögende Personen im In- und Ausland ist es ein Freifahrtschein in den Steuerverzug, denn der Steuerabzug dient der Verhinderung von Steuerhinterziehung. Dafür werden wir einstehen und die meisten werden das sicher auch so sehen.
Jacqueline Badran hat fast im Alleingang einen Sieg errungen, indem sie die Abschaffung der Stempelsteuer besiegt hat. Stehlt er Ihnen und Ihrem Co-Vorsitzenden Cedric Wermuth die Show?
Wir haben viele starke Persönlichkeiten bei PS, die sich leidenschaftlich für ihre Themen einsetzen. Das macht uns auch stark, dass wir nicht nur eine oder zwei Persönlichkeiten haben, auf denen alles aufbaut. Jacqueline Badran hat sich insbesondere im Steuerbereich einen Namen gemacht, was uns gerade in solchen Wahlkämpfen stärker macht.
Im nächsten Jahr stehen Wahlen an. Wie können Sie diesen Abwärtstrend in den Städten Zürichs umkehren?
Natürlich würde ich lieber gewinnen als verlieren. Etwas Besonderes sind die Resultate aus Zürich und Winterthur. Denn hier hat die PS vor vier Jahren viel gewonnen. Langfristig sind wir also trotz dieser schmerzhaften Einbußen noch sehr gut aufgestellt. Aber auch Wahlerfolge stimmen mich optimistisch, wie die Stempelsteuer-Abstimmung.
Ihre beiden Bundesräte Simonetta Sommaruga und Alain Berset begleiten uns seit über zehn Jahren. Die Grünen erobern nach der Bundestagswahl 2023 einen Sitz in der Landesregierung zurück, fürchten Sie, dass einer von Ihnen wegfällt?
Alain Berset und Simonetta Sommaruga sind sehr engagiert und ihre Politik wird von der Bevölkerung getragen. Mehrere Umfragen belegen es. Wenn die Konservativen versuchen, den Grünen einen Sitz von der PS abzuringen, hilft das dem Klima nicht. Mit Simonetta Sommaruga haben wir eine Ministerin für grüne und soziale Umwelt, ein Garant für eine nachhaltige Energiepolitik.
War es eine Drohung für die liberalen Grünen, wenn sie vorschlugen, einen Bundesrat der PS abzulehnen?
Es ist eine Tatsache. Mit zwei Vertretern der PLR und der UDC haben wir im Bundesrat eine bürgerliche Mehrheit, die weder im Parlament noch in der Bevölkerung vertreten ist. Deshalb: Liberale Grüne müssen sich darüber im Klaren sein, dass der rechte Angriff auf Simonetta Sommaruga ein Angriff auf eine nachhaltige Energiepolitik ist.
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