Genf (awp) – Die Wirtschaft im französischsprachigen Teil des Landes dürfte sich im nächsten Jahr etwas beschleunigen und über dem in der Schweiz erwarteten Durchschnitt liegen, getragen von einem weiterhin starken Aussenhandel und Arbeitsmarkt. Letzteres leidet jedoch unter einem zunehmenden Arbeitskräftemangel.
Laut Prognosen der Kantonalbanken Freiburg, Genf, Jura, Wallis und Waadt soll das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Westschweizer Kantone in diesem Jahr um 1,3 Prozent wachsen und damit dem Schweizer Durchschnitt entsprechen.
Im Jahr 2024 dürfte das BIP der Region um 1,5 % steigen und damit die auf nationaler Ebene prognostizierte 1,2 % übertreffen, erklärten die französischsprachigen Kantonsbetriebe in einer am Montag veröffentlichten Studie.
„Die Situation bleibt (…) relativ günstig“, betonten sie und fügten hinzu, dass „die Exporte zwar unter Druck stehen, aber immer noch auf einem hohen Niveau liegen.“ Unterstützt wird dieser Trend auch durch die günstige Arbeitsmarktlage, die im September mit einer Arbeitslosenquote von 2,0 % im Landesdurchschnitt und 3,0 % in der Westschweiz „den niedrigsten Stand seit zwei Jahrzehnten“ erreichte.
Ökonomen wiesen jedoch auf künftige Risiken hin, da „der Grad der Unsicherheit hoch“ sei. „Die geopolitische Lage ist durch den Konflikt im Nahen Osten (und) die Gefahr von Energieengpässen im Winter angespannter geworden.“
Fachleute betonen zudem die wachsende Bedeutung der französischsprachigen Wirtschaft für die gesamte Schweiz. Zwischen 2003 und 2022 stieg sein Anteil von 23,2 % auf 24,0 %.
„Wir stellen ein starkes Gefälle zwischen den französischsprachigen Kantonen fest, aber die verschiedenen Branchen schneiden angesichts der wirtschaftlichen Lage gut ab“, betonte Jean-Pascal Baechler, Wirtschaftsberater der Banque cantonale vaudoise (BCV), während einer Pressekonferenz.
Die Industriesektoren bleiben trotz Gegenwind stark und stabil. Allerdings sind die Westschweizer Exporte volatiler als jene der gesamten Schweiz. Gastgewerbe und Handel werden zur Normalität.
„Das auf den Inlandsmarkt ausgerichtete Baugewerbe wurde stark von den Preissteigerungen für bestimmte Komponenten beeinflusst. Die Finanzdienstleistungen haben verschiedene Schocks erlitten, in der Hoffnung, dass es in Zukunft nicht zu weiteren Schocks dieser Größenordnung kommen wird“, erklärte Baechler.
massiver Leerstand
Laut dieser sechzehnten Studie erreichten die Leerstände in der Schweiz 2,2 %, ein Rekordwert, der landesweit seit mehr als 20 Jahren nicht mehr erreicht wurde. In der Westschweiz beträgt die Quote lediglich 1,8 %. Dies entspricht 120.000 bzw. 25.000 offenen Stellen. Diese Zahlen erklären sich insbesondere mit der wachsenden Zahl an Arbeitsplätzen, die zwischen 2002 und 2022 auf nationaler Ebene um 24,6 % und auf kantonaler Ebene um 33,2 % zunahmen.
„Unternehmen schaffen Arbeitsplätze, finden aber nicht die richtigen Leute, um sie zu besetzen“, erklärte der BCV-Wirtschaftsberater. „Dieses Problem betrifft vor allem qualifiziertes Personal, bei dem 25 % der Unternehmen Schwierigkeiten bei der Einstellung haben, verglichen mit 8 % der unqualifizierten Mitarbeiter.“
Nach Sektoren ist „der sekundäre Sektor (2,8 %) stärker betroffen als der tertiäre Sektor (2,1 %), da rund 70 % der Erwerbsbevölkerung Dienstleistungsberufe ausüben“, erinnert sich der Experte. „Die Kantone, die diese Zahlen am besten veranschaulichen, sind Freiburg und insbesondere Genf, da sie sich hauptsächlich auf den tertiären Sektor konzentrieren.“
In 20 Jahren hat die Schweiz zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen (+33,3 %) und liegt damit an zweiter Stelle hinter Luxemburg (+45,3 %). Auch die Arbeitslosenquote ist gesunken, was insbesondere auf die Zuwanderung überwiegend gut qualifizierter ausländischer Arbeitskräfte zurückzuführen ist.
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