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Gesundheitsdirektoren fordern kürzere Quarantänen

by Svenja Teufel

Das starke Wachstum der Omicron-Variante führt in der Schweiz zu einer grundsätzlichen Debatte über Quarantänen. Die Gesundheitsdirektionen der Ostkantone der Schweiz wollen die Dauer auf fünf Tage verkürzen, während der Epidemiologe Marcel Salathé für eine Abschaffung plädiert.

Die Schweiz solle bald um jeden Preis gemieden werden, sagte die Zürcher Gesundheitsdirektorin Nathalie Rickli im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Wegen der Omicron-Variante könnte es allein im Kanton Zürich Ende Januar bis zu 40’000 Fälle pro Tag geben, warnt der SVP-Politiker.

Deshalb muss der Bund die Quarantäne- und Isolationsdauer dringend auf fünf Tage verkürzen, fordern die Gesundheitsdirektoren der Ostschweiz in einem Schreiben vom Freitag den Bundesrat.

Kürzere Inkubationszeit

Menschen, die 48 Stunden lang keine Symptome zeigen, sollen die Isolation oder Quarantäne beenden können, sagen die Autoren des Schreibens, und Omicron hat eine kürzere Inkubationszeit als bisherige Varianten. Menschen mit Symptomen sollten jedoch zu Hause bleiben.

Auch der Gesundheitsdirektor des Kantons Bern, Pierre-Alain Schnegg, sagte dem Westschweizer Radio RTS in der Nacht zum Samstag, bei der Verkürzung auf fünf Tage müsse schnell eingegriffen werden. Er hofft sehr, dass dies ab nächster Woche der Fall sein wird.

Der Präsident der Kantonsärzte, Rudolf Hauri, erklärte in der «NZZ am Sonntag», diese Bitte zu verstehen. Er würde es auch begrüßen, wenn der Bundesrat die Dauer von Einzelhaft und Quarantäne verkürzen würde. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass mit Omicron infizierte Personen für einen kürzeren Zeitraum infiziert sind.

Ein täglicher Test statt Quarantäne

Manche wollen sogar noch weiter gehen. Nach der Verkürzung auf fünf Tage wäre es gut, über das Ende der obligatorischen Quarantäne zu diskutieren“, sagte Schnegg.

In Fachkreisen werden bereits Ideen zur Umsetzung einer solchen Maßnahme diskutiert. Mit der richtigen Technik könnten wir die Quarantäne vielleicht ganz aufgeben, sagte der Epidemiologe Marcel Salathé der Sonntagszeitung.

Konkret könnten wir allen, die Kontakt zu Infizierten hatten, sofort zehn Schnelltests schicken, schlägt der Experte vor. Die Person muss sich dann täglich selbst testen. Solange der Test negativ sei, könne er wieder arbeiten, „mit vorsichtigem Verhalten“.

In den Kantonen stößt der Vorschlag zur Abschaffung der Quarantäne auf gemischte Resonanz. Unterstützt wird er jedoch vom Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf (Mitte). Eine fünftägige Quarantäne sei schlichtweg nicht anwendbar, sagte er der Sonntagszeitung.

Für den Präsidenten der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (CDS) Lukas Engelberger hingegen sei eine Verkürzung der Quarantäne auf fünf Tage zu prüfen, betont er, zitiert von der Sonntagszeitung.

Die Aufhebung der Quarantäne wäre hingegen zu riskant, meint der Basler Gesundheitsdirektor. Selbsttests sind nicht zuverlässig genug. Ihm zufolge wäre ein solcher Ansatz so schnell wie möglich in einer Übergangsphase möglich, wenn das Schlimmste der Omicron-Welle vorbei ist.

Für Herrn Engelberger, ebenfalls von Le Temps befragt, liegt der Ball in Sachen Quarantäne nun beim Bundesrat. Sie sollten die Situation nächste Woche klären.

Derzeit sehen die Bundesvorschriften noch eine 10-tägige Quarantäne vor. Das Bundesamt für Gesundheit (BSP) empfahl den Kantonen jedoch Ende Dezember, diese Frist auf sieben Tage zu verkürzen, was die meisten später auch taten.

Betreuung von Menschen in Not in Krankenhäusern

Am Freitag befanden sich nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BSP) rund 89.989 Menschen in Isolation und 28.247 in Quarantäne.

Dorit Djelid, stellvertretende Direktorin des Dachverbandes der H+-Krankenhäuser, erläuterte am Samstagabend in der SRF-Tagesschau die Belastung durch Personalausfälle für Betriebe. Je nach Einstellung können 10 bis 40 % des Personals fehlen.

Mehr als 15 % der Fehlzeiten seien bereits kritisch für die Grundversorgung, betonte er. Dies würde zum Beispiel bedeuten, dass auch Notfälle nicht mehr versorgt werden könnten.

/ ATS

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