Der Nationalrat hat die Initiative gegen die Intensivlandwirtschaft am Mittwoch mit 111 zu 60 Stimmen bei 19 Enthaltungen abgelehnt. Er lehnte auch jeden Gegenentwurf ab, der eine weniger spaltende Debatte zu diesem Thema eröffnen würde. Der Ständerat muss noch entscheiden.
Die Volksinitiative will die Intensivlandwirtschaft in der Schweiz innerhalb von 25 Jahren verbieten. In Sachen Tierschutz will er Bio-Standards in der Verfassung verankern. Schliesslich fordert er den Bund auf, die Einfuhr von Tieren und tierischen Produkten zu regulieren, um die Schweizer Landwirtschaft zu schützen.
Der Text fand im Nationalrat keine einstimmige Unterstützung. Nur die Grünen und einige Sozialisten verteidigten ihn vorbehaltlos. Massenproduktion widerspricht dem Tierschutz. Wo zu viele Tiere konzentriert sind, gibt es Kannibalismus und vorzeitige Todesfälle, so Léonore Porchet (Verts/VD).
Tiere sollten für sie als Lebewesen und nicht als Handelsware betrachtet werden. „Auch bei uns kommt das Fleisch nicht immer von idyllischen Bauernhöfen, wie es die Anzeigen darstellen“, sagt Gabriela Suter (PS/SO). Intensive Landwirtschaft schadet der Umwelt und stellt ein Gesundheitsrisiko dar, stellte Christophe Clivaz (Verts / VS) fest.
Neuer Angriff auf die Landwirtschaft
Die Rechte sieht in dieser Initiative einen neuen „Kreuzzug“ gegen die Schweizer Landwirtschaft. „Die Schweiz ist das einzige Land der Welt, das über solch anspruchsvolle Gesetze verfügt und die Höchstmengen an Geflügel, Schweinen und Kälbern regelt“, erinnert sich der Tierarzt Jean-Pierre Gschwind (Zentrum / JU).
„Massenzucht gibt es bei uns nicht“, ergänzte Jean-Pierre Grin (UDC/VD). Wir sind zum Beispiel weit entfernt von Deutschland, wo 77 % der Geflügelfarmen mehr als 50.000 Tiere haben. Auch Bio-Labels haben sich bewährt, so Doris Fiala (PLR/ZH).
Die Initiative verursacht laut UDC, Zentrum und PLR alle Arten von Kollateralschäden. Und um willkürlich das Risiko steigender Lebensmittelpreise, Beschwerden, die sich eher an die Produzenten als an die Massenverteilung richten, oder einen möglichen Verstoß gegen internationale Handelsregeln anzuführen.
Ohne Gegenprojekt
Auch die PS ist nicht ganz überzeugt. Die Größe der gehaltenen Tiergruppen ist an sich kein Kriterium für die Lebensqualität. Aber für Sozialisten und Grünliberale gibt es noch Raum, um das Wohlergehen von Nutztieren zu verbessern.
Sie plädierten für eine mittlere Lösung, um eine neue Hasskampagne gegen die Agrarwelt zu vermeiden, wie es bei den Pflanzenschutzinitiativen der Fall war. Auch für Gesundheitsminister Alain Berset hat die Initiative zu viele Mängel. Daher die Idee, ein direktes Gegenprojekt zu entwickeln.
Der Bundesrat beabsichtigt, den Tierschutz in der Verfassung zu verankern. Es legt drei Anforderungen fest, nämlich eine tiergerechte Haltung, regelmäßige Ausgänge ins Freie und respektvolle Schlachtbedingungen. Diese Grundvoraussetzungen würden für die allermeisten Züchter in der Schweiz kein Problem darstellen, so Samuel Bendahan (PS/VD).
Aber für die Rechten löst das Gegenprojekt der Regierung nichts. Es würde neue Anforderungen an die heimische Produktion stellen, ohne dass Importfleisch verpflichtet würde. „Wir dürfen nicht in der Verfassung regeln, was unter das Gesetz fällt“, betonte Simone de Montmollin (PLR/GE) und stellte fest, dass das Gesetz in ausreichendem Maße sei.
Argumente, die überzeugten: Der Nationalrat ging mit 107 zu 81 Stimmen nicht auf das Thema des direkten Gegenprojekts ein. Ein Vorschlag der PVL, ein indirektes Gegenprojekt zu entwickeln, hatte keine Möglichkeiten mehr.
Die Initiative ‚Nein zur Intensivtierhaltung in der Schweiz (Intensive Livestock Initiative)‘ wurde von Stiftungspräsident Franz Weber, Vera Weber, Mitgliedern der Organisation Sentience Politics und Tierschutzorganisationen sowie von Nationalrat Bastien . ins Leben gerufen Girod (Verts / ZH).
/ ATS
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