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„Mittellos, ohne Demokratie“

by Rafael Simon

„Ohne Mittel gibt es keine Demokratie.“ Unter diesem Motto hat das Bürgerkomitee „Ja zur Medienvielfalt“ heute in Bern die Kampagne für das Hilfspaket für die Medien lanciert, über das am 13. Februar abgestimmt wird. Es umfasst Vertreter des Journalismus und Persönlichkeiten aus Kultur und Sport.

„Unabhängige Medien sind für das Überleben unserer direkten Demokratie unerlässlich“, sagte der Vorsitzende des Ausschusses Camille Roseau.

Die Schweiz erlebt derzeit eine Medienkrise. Die Publikationen – mehr als 70 sind seit 2003 verschwunden – hätten Abonnement- und Werbeeinnahmen zugunsten internationaler Technologieunternehmen verloren, betonte er. Roseau befürchtet in fast allen Regionen des Landes, vor allem aber in der Westschweiz einen „Zeitungstod“.

Das Verschwinden der Zeitung «L’Hebdo» im Jahr 2017 ist ein Beispiel dafür. Die ehemalige stellvertretende Direktorin Chantal Tauxe warnte: „Wenn nichts unternommen wird, ist zu befürchten, dass künftig kein Medienvertreter an den Pressekonferenzen der Behörden einer kleinen Gemeinde teilnehmen wird. Wie wird dann die Information an die Öffentlichkeit sein? ».

Das Massnahmenpaket zugunsten der Massenmedien, das eine Aufstockung der Hilfen um 151 Millionen Franken pro Jahr vorsieht, sei «fair», so die Kommission. Kleine Verlage erhalten mehr Unterstützung als große Verlage. Das Geld soll vor allem dort fließen, wo Medienvielfalt und Demokratie eine helfende Hand brauchen. Ein „Ja“ würde es vielen kleinen Redaktionen ermöglichen, „unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen“ ihren Geschäften nachzugehen, sagte Baba-News-Gründerin Albina Muhtari.

Zudem sichert diese Medienförderung, so der Co-Präsident des Verbandes junger Schweizer Journalisten, Pascal Scheiber, auch die Qualität durch die Sicherung von Arbeitsplätzen in den Redaktionen. Auch die Ausbildung junger Journalisten wird unterstützt.

Das zeitlich begrenzte Paket wird es den Nachrichtenredaktionen ermöglichen, „ein wenig durchzuatmen“, wiederholte Tauxe. Tatsächlich sind für sieben Jahre Vorzugstarife für den Vertrieb gedruckter Zeitungen und die Unterstützung von Online-Medien geplant.

Auch die Kultur zahle den Preis für die Medienkonzentration und profitiere von geringerer Reichweite, so der Präsident des Vereins CH-Intercultur, Ulrich E. Gut. Die Akteure der Kulturwelt brauchen nicht nur den Zugang der Öffentlichkeit zu ihren Werken, sondern auch ein kritisches Echo, um sich weiterzuentwickeln.

Die gleiche Beobachtung machen Vertreter aus der Welt des Sports. «Die meisten Randsportarten, regionale Events, Jugendwettbewerbe, Breiten- und Behindertensport werden dafür bezahlen», sagt Andreas Mösli, Vorstandsmitglied des Zürcher Fussballclubs FC Winterthur.

Auch Pressefotografen und die Agentur Keystone-ATS würden von der Medienhilfe profitieren. Der Fotojournalist Laurent Gilliéron erinnerte an die Bedeutung des Massnahmenpakets für die Dienste, die eine schweizweite Berichterstattung sicherstellen und die Grundlage der Arbeit in den Redaktionen der verschiedenen Sprachregionen bilden.

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