Fast jede dritte Pflegekraft wurde bereits während ihrer Arbeit in einer stationären psychiatrischen Einrichtung Opfer schwerer Gewalt. Das geht aus einer Befragung von tausenden von ihnen in den Institutionen der Deutschschweiz hervor.
Ein Team um Michael Simon, Professor an der Universität Basel, untersuchte Häufigkeit und Schwere verbaler, körperlicher und sexueller Gewalt von Patientinnen und Patienten gegen ihre Bezugspersonen. Letztere mussten angeben, ob sie im Vormonat Gegenstand solcher Angriffe gewesen waren.
Von den 1.128 Befragten gaben 73 % verbale Gewalt an, 63 % Gewalt gegen Gegenstände, 40 % verbale sexuelle Gewalt, 28 % körperliche Gewalt und 14 % körperliche sexuelle Gewalt.
Darüber hinaus wurden 324 Personen oder fast 30 % der Gesamtzahl in ihrem Arbeitsleben bereits Opfer schwerer Übergriffe, so die im „International Journal of Mental Health Nursing“ veröffentlichte Studie. Davon waren 271 (24 % der Gesamtzahl) Opfer körperlicher Übergriffe und 57 (5 %) sexueller Übergriffe mit schweren Verletzungen, die einer medizinischen Behandlung bedurften.
Prävention verbessern
Untersuchungen zeigen, dass die Gefahr einer verbalen Übergriffe sexueller Art bei jungen Frauen mit einem langen Arbeitstag und weniger als drei Jahren Berufserfahrung besonders hoch ist, präzisiert die Universität Basel in einer am Dienstag veröffentlichten Medienmitteilung. Pflegekräfte mit mehr als 20 Jahren Erfahrung hatten das geringste Risiko, alle Arten von Gewalt zu erleben.
Forscher glauben, dass in psychiatrischen Einrichtungen etablierte Schutzstrategien wie Wutmanagement-Training oder Alarmsysteme nur eine begrenzte Wirksamkeit beim Schutz von Gesundheitspersonal bieten.
Sie erfordern daher die Etablierung politischer und pädagogischer Strategien, um wirklich wirksame Präventions- und Interventionsstrategien zur Vermeidung von Gewalt zu entwickeln.
Die Befragten arbeiten in dreizehn psychiatrischen Kliniken in der Deutschschweiz. 70 % davon waren Frauen.
https://doi.org/10.1111/inm.12905
/ ATS
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