Bern tritt bei der Überwachung von Kommunikationsplattformen in die Fußstapfen von Brüssel
Die Schweizer Regierung wiederum wolle „große Kommunikationsplattformen“ wie Google, Facebook, YouTube und Twitter für mehr Transparenz regulieren, teilte sie am Mittwoch mit und wolle sich von den zukunftsweisenden Regeln Brüssels inspirieren lassen.
Bisher hat sie das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation mit Unterstützung des Bundesamtes für Justiz (BJ) beauftragt, bis Ende März 2024 ein Projekt auszuarbeiten, heisst es in einer Medienmitteilung.
Dieses Projekt ziele darauf ab, die Rechte der Nutzer in der Schweiz zu stärken und mehr Transparenz von den Plattformen einzufordern, ohne deren positive Auswirkungen auf die Meinungsfreiheit einzuschränken, erklärte die Regierung.
Die neue Gesetzgebung der Europäischen Union zu digitalen Diensten (DSA) wird etwa im Sommer 2023 gelten, aber in der Schweiz, die nicht Teil des europäischen Blocks ist, sind die Plattformen kaum reguliert.
Folglich sind laut Schweizer Regierung die Systeme, die die angezeigten Inhalte nach Benutzerangaben bestimmen, nicht transparent.
Andererseits seien „Nutzer in einer schwachen Position“, etwa wenn ihr Account gesperrt oder von ihnen gepostete Inhalte entfernt würden, weil sie sich gegen solche Maßnahmen nicht wehren könnten oder könnten.
Bern präzisiert, dass sich die neuen Bestimmungen insbesondere an den neuen Regeln der EU orientieren werden.
Die neue europäische Gesetzgebung – Digital Services Act – erlegt eine lange Liste von Regeln für soziale Netzwerke, Marktplätze und Suchmaschinen auf.
Diese sehr großen Plattformen müssen die Risiken, die mit der Nutzung ihrer Dienste verbunden sind, selbst einschätzen und Mittel implementieren, um sie zu mindern, wie z. B. die Moderation von Inhalten.
Außerdem müssen sie der Aufsichtsbehörde Zugang zu ihren Daten gewähren und werden einmal jährlich auf ihre Kosten von unabhängigen Stellen geprüft.
Die Schweizer Regierung ihrerseits möchte, dass diese grossen Plattformen aus Gründen der Transparenz Werbung als solche kennzeichnen und im Falle von zielgerichteter Werbung die wichtigsten Parameter für ihre Verbreitung veröffentlichen.
Ziel ist es insbesondere zu wissen, wer welche Werbung erhält und warum.
Bern will zudem, dass Nutzer Hassreden, Gewaltdarstellungen oder Bedrohungen auf Plattformen einfach melden können und dass Plattformen verpflichtet werden, diese Meldungen zu prüfen.
AFP
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