„Hausärzte, Kinderärzte, Psychiater sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeuten aus dem Ausland sollen im Falle eines Mangels leichter in der Schweiz praktizieren können. Derzeit muss ein Berufstätiger, der in einem Unternehmen in der Schweiz arbeiten möchte, zuvor drei Jahre lang in einem Schweizer Betrieb gearbeitet haben.“ Dies ist die Situation, die kürzlich vom RTS zusammengefasst wurde.
Welcher Mangel? Woher kommt es? Normalerweise sollte ein Industrieland (ein Euphemismus für die Schweiz) in der Lage sein, genügend Ärzte für den eigenen Bedarf auszubilden. Dies ist nicht der Fall. Fast 40 % kommen aus anderen Ländern.
Was ist der Ursprung der Schweizer Diplome? Die medizinischen Fakultäten sind die der Universitäten Basel, Zürich, Bern, Freiburg, Genf und Lausanne. Sie sind jedoch von Beginn des Studiums an durch einen Numerus clausus begrenzt. Diese Beschränkung der Zahl der Studienplätze im Medizinstudium ist aufgrund der zu hohen Kosten des Medizinstudiums und der begrenzten Zahl praktischer Ausbildungsplätze in Krankenhäusern eine politische Entscheidung.
Die Auswahl der Studierenden erfolgt auf unterschiedliche Weise. An den Universitäten Genf, Lausanne und Neuchâtel erfolgt die Auswahl am Ende des ersten Jahres. Die Universitäten Basel, Bern, Freiburg und Zürich wenden für die Zulassung zum ersten Jahr einen Numerus clausus an.
Der Bundesrat schätzt, dass pro Jahr zwischen 1200 und 1300 Absolventen benötigt werden, um die Abhängigkeit von Ausländern zu verringern. Im Jahr 2016 waren es jedoch nur 900. Somit fehlten jedes Jahr 300 bis 400 Absolventen. Die Schweiz hat drei Viertel der benötigten Ärzte ausgebildet, weil es für eines der reichsten Länder der Welt zu teuer wäre. Zusätzlicher Vorwand: weil es nicht genügend praktische Ausbildungsplätze gibt. So dass? Wie schaffen es unsere Nachbarländer, genügend Absolventen hervorzubringen, nicht nur für ihren eigenen, sondern auch für unseren Bedarf?
Der Bund hat im Rahmen der Bildungsförderungsbotschaft einen Beitragskredit von 100 Millionen Franken freigegeben. Im Vergleich zu 2016 sind die Kapazitäten im Jahr 2019 um 354 Studienplätze auf Bachelor-Ebene und 88 Studienplätze auf Master-Ebene gestiegen. Im Jahr 2020 wurden auf Masterebene 182 neue Studienplätze geschaffen. Die Zahl der Bachelor- und Masterabschlüsse ist von 878 bzw. 786 im Jahr 2013 auf 1087 bzw. 995 im Jahr 2018 gestiegen. Der Bund übernimmt weiterhin einen Teil der durch diesen Anstieg entstehenden Kosten.
Was bleibt, ist der Eindruck einer über Jahrzehnte andauernden Störung. Es ist ungewöhnlich, dass die Schweiz nicht alle benötigten Ärzte ausbilden und auch arme Länder versorgen kann. Unter den vorgebrachten Vorwänden besteht der wahre Grund darin, dass die Kosten der Krankenversicherung durch die Schaffung eines relativen Mangels an Ärzten gesenkt werden sollen, entsprechend dem Grundsatz, dass im Gesundheitsbereich das Angebot die Nachfrage schafft. In Wirklichkeit haben wir die Nachfrage begrenzt, indem wir das Angebot knapp gemacht haben. Wenn sich die Schweiz in dieser Situation befand und befindet, dann ist sie das Ergebnis eines politischen Willens, für den wir die volle Verantwortung übernehmen müssen, anstatt so zu tun, als wäre sie das Opfer einer Verschwörung.
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