Vier Latinos oder zwei Berner im Bundesrat: Diese Situation ist weder beispiellos noch ausgeschlossen. Die Bindung an die kantonale Herkunft von Regierungsvertretern habe nach Ansicht des Politologen Georg Lutz abgenommen.
Unter den neun Kandidaten, die für die Nachfolge der Bundesräte Ueli Maurer und Simonetta Sommaruga antreten, kommen drei aus Bern und zwei aus Zürich. Ein Bâloise, ein Nidwaldener, ein Zugois und ein Jurassienne vervollständigen die Preisliste.
Seit 1999 sieht die Verfassung eine „angemessene“ Vertretung der Regionen und Sprachgemeinschaften vor. Rein rechnerisch müssten je ein Drittel der Kolleginnen und Kollegen aus der Romandie, der italienischen und der rätoromanischen Schweiz stammen, also 2,3 Ministerinnen und Minister. 2015 sei mit Guy Parmelin ein dritter Latino-Vertreter gewählt worden, erinnert sich Georg Lutz.
schon vier Latinos
Es sei laut dem Politikwissenschaftler nicht ausgeschlossen, dass am 7. Dezember ein Latino-Raum gewählt werde, erklärte er gegenüber Keystone-ATS. Sie würden dann drei deutschsprachigen Personen gegenüber sitzen.
Eine solche Situation gab es bereits 1917. Gustave Ador aus Genf ersetzte den Saint-Gallois Arthur Hoffmann. Er saß neben Giuseppe Motta aus dem Tessin, Camille Decoppet (VD) und Felix-Louis Calonder aus Graubünden, dem ersten rätoromanischen Vertreter. Der Hauptsitz wurde 1920 von einem Deutschen besetzt.
Strategie
Deutsche Strategen könnten ein lateinisches Viertel verdoppeln, um die nächste freie Stelle sicher zu besetzen. Aber diese Situation stellt kein Mittel dar, Druck auf die anderen französischsprachigen Minister auszuüben, damit diese ihre Sitze freigeben. „Die Bundesräte können frei entscheiden, wann sie in den Ruhestand gehen“, betont Georg Lutz. Mediendruck spielt keine Rolle.
Daher könnte das Parlament Elisabeth Baume-Schneider als Nachfolgerin von Simonetta Sommaruga wählen. Für den ehemaligen Diplomaten und Generalsekretär der PDC, Raymond Lorentan, sei es «an der Zeit, dass der Jura in der Bundesregierung vertreten ist», hatte er «Time» gesagt.
Aber die Anwesenheit von Alain Berset, Guy Parmelin und Ignazio Cassis wird ihnen den Zugang zum Bundesrat nicht erleichtern. Zumal die Baloise Eva Herzog und die Bernerin Evi Allemann starke Konkurrenten darstellen.
zwei Berner
Auch das Parlament könnte von Berns Doppelvertretung verführt werden. Die Stelle von Ueli Maurer wird zuerst besetzt. Der Berner Albert Rösti ist der Favorit im Rennen. Die Parlamentarier könnten dann Staatsrätin Evi Allemann wählen.
Eine Situation, die auch nicht neu ist. Gleichzeitig wurden 2010 die Berner Simonetta Sommaruga (PS) und Johann Schneider-Ammann (PLR) gewählt. Auch das Zürcher Duo Moritz Leuenberger (PS) und Christoph Blocher (UDC) saßen zusammen.
Die vom Parlament vorgesehene Doppelvertretung sei da, findet Georg Lutz. Das Argument der Kantonszugehörigkeit hat an Gewicht verloren. Und erklären Sie dieses Phänomen mit der Mobilität der Schweiz. Viele Bewerberinnen und Bewerber leben nicht mehr in ihrem Herkunftskanton und arbeiten nicht in ihrem Wohnkanton.
«Die Identifikation mit einem Kanton hat abgenommen.» Wichtiger ist die Parteizugehörigkeit der Minister.
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